Stars und Drogen
Gleich zwei spektakuläre Verhaftungen machten diesen August in der japanischen Presse von sich reden. Am 3. August wurde Sänger und Schauspieler Manabu Oshio wegen Besitzes von Ecstasy in seinem Haus in Tokio verhaftet. Nur wenige Tage später überschattete die Verhaftung von Noriko Sakais Drogenskandal Oshios Fall (Asienspiegel berichtete).
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Drogen und sei es auch Cannabis, eine in Europa mit viel Milde betrachtete Droge, wurden lange Zeit gesellschaftlich geächtet. Doch in den letzten Jahren hat sich bei vielen jungen Japanern die Einstellung in dieser Hinsicht verändert. «Früher war es schwierig Drogen oder Cannabis zu bekommen ohne die richtigen Freunde und Verbindungen. Seit kurzem ist es aber relativ einfach geworden. Viele Kunden sind ganz normale Alltagsmenschen, denen man den Konsum nicht einmal ansieht. Daher haben viele Japaner nicht mehr soviel Berührungsängste wie früher», sagt ein Mitarbeiter einer Hilfsorganisation für Drogensüchtige gegenüber der Yomiuri Shimbun.
«Sündenpfuhl» Roppongi
Gerde in der Metropole Tokio hat sich der illegale Drogenhandel ausgeweitet. Heute wird zunehmend in gewöhnlichen Bars und Clubs gedealt. Die Polizei bezeichnet das berüchtigte Tokioter Ausgehviertel Roppongi als ein regelrechtes Nest für illegale Substanzen.
Da die Polizei gerade die Drogen konsumierenden Stars als eine Avantgarde des schlechten gesellschaftlichen Einflusses empfindet, haben sich ihre Ermittlungen in den letzten Jahren auf die Glamourwelt konzentriert. Manabu Oshio und Noriko Sakai sind dabei nur zwei Beispiele in einer langen Reihe von Verhaftungen in den letzten zwei Jahren.
Die Macht der Medien
Die Liaison zwischen Stars und Drogen begann auch in Japan in den bewegten 1960ern. Der Drogenkonsum unter Stars wurde lange toleriert. Heute aber reagiert die Gesellschaft sehr harsch gegenüber Popidolen, die in einen Drogenskandal involviert sind. «Mit dem Internet und den Handys, geht ein Skandal blitzschnell um die Welt», sagt ein Manager einer Talent-Agentur gegenüber der Mainichi Shimbun. «Falls die Agentur nicht sofort versucht die Lage unter Kontrolle zu bringen, kann der Imageschaden heutzutage immens sein.»
People-Journalist Masaru Nashimoto empfindet aber kein Mitleid mit den verhafteten Stars: «Es gibt so viele Beispiele von Stars, die wegen Drogen verhaftet wurden und ein erfolgreiches Comeback gaben. Wären sie ganz normale Leute, wäre das in Japan undenkbar.» Tatsächlich muss man sich die Frage stellen, ob die Polizeiaktionen gegen die Stars nicht kontraproduktiv sind. Selbst Saubermädchen Noriko Sakai hat noch in der Untersuchungshaft den Sprung auf die Nummer eins der iTunes-Charts geschafft (Asienspiegel berichtete).
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