Das Geschäft mit dem Tod boomt

So luxuriös geht man in Japan auf die letzte Reise.
So luxu­ri­ös geht man in Japan auf die letz­te Rei­se. wikimedia/​Corpse Reviver

In der rasch altern­den japa­ni­schen Gesell­schaft ist das Bestat­tungs­busi­ness einer der weni­gen Wachs­tums­märk­te. 1,14 Mil­lio­nen Men­schen star­ben letz­tes Jahr in Japan, 2040 wer­den es 1,6 Mil­lio­nen sein. Weil wegen der Kri­se auch bei der letz­ten Rei­se gespart wird, ver­drän­gen gros­se Bestat­tungs­un­ter­neh­men zuneh­mend die tra­di­tio­nel­len Fami­li­en­be­trie­be. Selbst der Detail­han­dels­gi­gant Aeon will sich das Geschäft mit dem Tod nicht ent­ge­hen las­sen und drängt mit Bil­lig­be­stat­tun­gen in den Markt.

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Nach der japa­ni­schen Tra­di­ti­on hält die Trau­er­fa­mi­lie eine Toten­wa­che im Haus des Ver­stor­be­nen ab. Ein Bestat­tungs­in­sti­tut wäscht und prä­pa­riert die Lei­che bevor sie in den Sarg gelegt wird. Dazu betet ein bud­dhis­ti­scher Mönch und die Trau­er­fa­mi­lie brennt Räu­cher­stäb­chen ab. Am nächs­ten Tag wird der Sarg in einen bud­dhis­ti­schen Tem­pel gebracht, wo der Ver­stor­be­ne einen bud­dhis­ti­schen Toten­na­men erhält. Anschlies­send wird die Lei­che kremiert.

Sozia­les Stig­ma hat eine gol­de­ne Kehrseite

Wer beruf­lich mit dem Tod in Berüh­rung kommt, wird in Japan sozi­al geäch­tet. Das aus dem Kas­ten­sys­tem der japa­ni­schen Feu­dal­zeit rüh­ren­de Stig­ma ist nach wie vor nicht über­wun­den. Weil die sozia­le Äch­tung eine hohe Bar­rie­re für den Ein­tritt ins Bestat­tungs­ge­schäft dar­stellt, haben sich in die­ser Bran­che natür­li­che Mono­po­le gebildet.

Die meis­ten Bestat­tungs­in­sti­tu­te sind denn auch klei­ne Fami­li­en­un­ter­neh­men mit weni­gen Ange­stell­ten, die von einer Bestat­tung im Monat leben kön­nen. So kos­te­te 2007 eine Bestat­tung im Schnitt 2,3 Mil­lio­nen Yen (17’000 Euro). Dabei besteht kei­ne Pflicht, eine detail­lier­te Rech­nung aus­zu­stel­len. Zudem neh­men sie oft Zah­lun­gen von Blu­men­ge­schäf­ten und bud­dhis­ti­schen Mön­chen als Gegen­leis­tung für Auf­trä­ge entgegen.

Die Bestat­tungs­in­sti­tu­te ihrer­seits bezah­len manch­mal Kran­ken­häu­ser und bud­dhis­ti­sche Tem­pel, um an die Toten zu kom­men. «Wenn man erst ein­mal die Lei­che hat, kann man ver­lan­gen soviel man will» sag­te John Kamm, Chef des ers­ten nicht-japa­ni­schen Bestat­tungs­in­sti­tuts All Nati­ons Socie­ty Fun­e­ral Direc­tors, wel­ches die­se Pra­xis ablehnt.

Selbst bei Bestat­tun­gen wird gespart

Doch wegen der Kri­se schau­en die Kon­su­men­ten selbst bei der Bestat­tung aufs Geld und bei der urba­nen Bevöl­ke­rung ver­liert die Reli­gi­on an Stel­len­wert. Des­halb wird ver­mehrt nach güns­ti­ge­ren Lösun­gen gesucht.

Ein Drit­tel der Trau­er­fa­mi­li­en in Tokio kre­mie­ren ihre Ver­stor­be­nen ohne Trau­er­fei­er, sag­te Mido­ri Kota­ni vom Dai-Ichi Life Rese­arch Insti­tu­te. «Die Leu­te ach­ten sehr aufs Geld. Sie wol­len nicht Hun­dert­tau­sen­de von Yen dafür aus­ge­ben, dass ein Mönch Schrif­ten rezi­tiert, an die sie nicht glau­ben», sag­te Kota­ni gegen­über Bloomberg.

Davon pro­fi­tie­ren die grös­se­ren Unter­neh­men, wel­che ihre Diens­te güns­ti­ger anbie­ten kön­nen. Der Umsatz des Bestat­tungs­in­sti­tuts Tear aus Nago­ya bei­spiels­wei­se stieg 2008 zum ach­ten Mal in Fol­ge auf 5,9 Mil­lar­den Yen (44 Mio. Euro). Tear arbei­tet mit einer Eisen­bahn­ge­sell­schaft, einem Bau­un­ter­neh­men und einem Tank­stel­len­be­trei­ber zusam­men, um neue Able­ger auf deren Grund­stü­cken zu eröffnen.

Super­markt­gi­gant will Sär­ge güns­ti­ger kaufen

Seit letz­tem Monat ist mit dem Super­markt­rie­sen Aeon ein wei­te­res bran­chen­frem­des Unter­neh­men im boo­men­den Busi­ness mit dem Tod tätig. Aeon arbei­tet mit 400 Bestat­tungs­in­sti­tu­ten zusam­men und will durch gebün­del­te Ein­käu­fe die Kos­ten um 40 Pro­zent sen­ken. In nur 3 Jah­ren will Aeon 10 Pro­zent Markt­an­teil erobern.

Der­zeit hat das Unter­neh­men San Hol­dings mit 1 Pro­zent den gröss­ten Markt­an­teil. «In den Gross­städ­ten Tokio und Osa­ka ist der Kon­kur­renz­druck bereits heu­te extrem», sag­te Toshi­ka­zu Suzue, der Direk­tor von San Hol­dings. Statt mit Kran­ken­häu­sern will San Hol­dings des­halb dem­nächst mit Alters­hei­men zusammenarbeiten.

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