Toyotas Kampf gegen die Krise
Toyota ist der grösste Autohersteller der Welt. Vor zwei Jahren erzielte das japanische Unternehmen einen Rekordgewinn von umgerechnet 12,8 Milliarden Euro. Die Zeichen standen auf Expansion. In der ganzen Welt wurden neue Produktionsstätten aus dem Boden gestampft.
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Zwei Jahre später hat die Finanzkrise die Autoindustrie an den Rand des Kollapses gebracht und Akio Toyoda bedauert und entschuldigt sich. An einer Presskonferenz mit dem Japan National Press Club zählte der seit Juni amtende Konzernchef von Toyota eine lange Liste an Verfehlungen auf. Er bedauerte den Rückruf von 3,8 Millionen Autos in den USA, er gestand ein, dass die Firma völlig unvorbereitet in die Finanzkrise geschlittert sei und entschuldigte sich für die Schliessung einer Toyota-Fabrik in den USA.
Rekordverlust erwartet
Akio Toyoda dämpft damit bewusst die Erwartungen. Denn für das Fiskaljahr 2009, das im März des nächsten Jahres enden wird, rechnet Toyota nach 2008 erneut mit einem Rekordverlust in Höhe von 3,4 Milliarden Euro. Falls der Markt sich nicht genügend erholen wird, rechnen Wirtschaftsexperten auch für das Fiskaljahr 2010 mit einem Verlust.
Als habe man nicht schon mit genug Problemen zu kämpfen, versetzte ein Rückruf in den USA im August Toyota einen weiteren Rückschlag. In einem Auto des Herstellers hatte eine Fussmatte, die sich unter dem Gaspedal verklemmt hatte, für einen tödlichen Unfall gesorgt. Akio Toyoda bezeichnete den Unfall gegenüber der Presse als «extrem bedauerlich»: «Vier wertvolle Leben sind dadurch verloren gegangen. Ich möchte mein tiefstes Beileid aussprechen. Unsere Kunden haben unsere Autos gekauft, weil sie gedacht haben, es seien die sichersten. Nun haben wir ihnen aber Anlass zu einer ernsthaften Sorge gegeben.»
Angriff ist die beste Verteidigung
Die selbst für japanische Verhältnisse ungewohnte öffentliche Abbitte eines Konzernchefs, dürfte auch als bewusster Schachzug beurteilt werden, um weiteren Negativschlagzeilen zuvorzukommen. Toyota bleibt auch dieses Jahr der grösste Autohersteller der Welt vor General Motors. Zudem verfügt das Unternehmen über genügend flüssige Mittel, um selbst diese Krise zu überstehen. Niemand baut günstigere und modernere Hybridantriebe als das japanische Unternehmen und in den Qualitätsvergleichen liegt Toyota trotz Fussmatte stets an vorderster Stelle.
Akio Toyoda verschafft sich mit der Selbstkritik vielmehr den Handlungsspielraum für die dringend notwendige Umstrukturierung des Unternehmens. Toyota ist zu schnell gewachsen. Innerhalb eines Jahrzehnts hat der Autohersteller seine Grösse verdoppelt. Doch infolge der Krise kämpft Toyota heute gegen Überkapazitäten in der Produktion. «Das ganze ist nicht so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt haben. Momentan kämpft Toyota mit zwei Sachen – Überinvestition und einem starken Yen», sagt David Cole, Präsident eines Marktforschungsunternehmen für die Automobilindustrie gegenüber der New York Times.
Die Leidenschaft wecken
Akio Toyoda möchte zuallererst die Passion für das Auto in seinem Unternehmen wieder wecken: «Man sagt, dass die jungen Leute sich von den Autos distanzieren. Es ist aber sicherlich auch so, dass wir Autohersteller unsere Leidenschaft für die Autos verloren haben.» Sollte Akio Toyoda der Umschwung gelingen, wird auch er wieder die positive und visionäre Einstellung versprühen, die er noch bei seinem Amtsantritt gezeigt hatte.
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