Sympathiekundgebungen der unheimlichen Art
Tatsuya Ichihashi, der wegen Mordes an der damals 22jährigen britischen Sprachlehrerin Lindsay Ann Hawker im Jahr 2007 verdächtigt wird, befindet sich nach zweijähriger Flucht seit dem 10. November 2009 in Untersuchungshaft (Asienspiegel berichtete). In den bisherigen Polizeiverhören hat Ichihashi konsequent geschwiegen. Zudem nimmt Ichihashi seit Tagen keine Nahrung mehr zu sich. Er beschränkt sich lediglich aufs Tee trinken. Ein medizinisches Team hat mittlerweile begonnen Ichihashi Glukoseinjektionen zu verabreichen.
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Seine Pflichtverteidiger fordern mittlerweile, dass ihr Mandat bei den Verhören rechtsmässig behandelt werde. Laut Aussagen Ichihashi habe die Polizei, in der Hoffnung ein Geständnis zu erzwingen, mit der Todesstrafe gedroht: «Solche Androhungen sind illegal. Unser Mandant hat das Recht zu schweigen», erläutert der Pflichtverteidiger seine Beschwerde. Die Polizei der Präfektur Chiba weist indes die Vorwürfe entschieden zurück: «Wir halten uns bei den Ermittlungen an das Gesetz.»
«Der Flüchtlingsprinz Ichihashi»
Derweil macht in den japanischen Online-Sozialnetzwerken «Mixi» oder «2Channel» ein unheimliches Phänomen die Runde. Dort wird dem Mordverdächtigen in Diskussionsgruppen eine ungewohnte Sympathie entgegengebracht. Der «Flüchtlingsprinz Ichihashi» wird im Angesicht «des brutalen Verhörs» als «mutig» und überaus «attraktiv» beschrieben.
«Hier geht es um ein widerliches Verbrechen, aber es scheint so, als ob die Menschen diesen Fall als pure Unterhaltung ansehen», sagt die Psychologin Aya Matsumoto: «Ich kann mir vorstellen, dass viele Frauen Ichihashi für einen hilflosen Jungen halten und sich in diese Vorstellung verliebt haben. Sie haben eine Art Mutterinstinkt entwickelt und wollen sich um ihn kümmern.» Über die Anzahl Geschenke und Briefe, die an Ichihashi gesendet wurden, möchte die Polizei keine Angaben machen.
2 Jahre auf der Flucht
Tatsuya Ichihashi wird verdächtigt im März 2007 Lindsay Ann Hawker in seiner Wohnung brutal getötet und den Leichnam anschliessend in eine mit Sand gefüllte Badewanne auf seinem Balkon vergraben zu haben. 2 Jahre lang war die Polizei auf der Suche des vermeintlich spurlos verschwundenen Mordverdächtigten, bis sich herausstellte, dass Ichihashi sich mit chirurgischen Gesichtsoperationen sein Aussehen verändern liess. Am 10. November 2009 wurde er in Osaka erkannt und verhaftet. sb.
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