Der schwierige Schritt ins Ausland
Japans Wegbereiter der Strassenmode ziehen den Neid der westlichen Designer auf sich. Das Internet und die Magazinwelt sind voll mit hippen Tokioter Modefreaks in verwaschenen Jeans oder in psychodelischen Kniestrümpfen. Wie in keiner anderen Stadt florieren die kleine Modelabels wie Fur Fur, Galaxxxy, Phenomenon oder Function Junction.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Doch oft fehlt diesen Marken, die meist nur in einem winzigen Laden irgendwo in einer Ecke in Tokio verkauft werden, das Geld um den internationalen Durchbruch zu schaffen. «Natürlich will ich meine Marke in Übersee verkaufen, aber ehrlich gesagt, übersteigt dies unsere Kapazitäten», sagt Aya Furuhashi Designer von Fur Fur gegenüber der New York Times.
Nur wenige japanische Kleinlabels wie «A Bathing Ape» oder «Evisu Jeans» haben Anerkennung über die Landesgrenze hinaus erhalten. Zu fragmentiert und viel zu stark fokussiert auf den einheimischen Markt sei die japanische Strassenmode, urteilen Modeexperten den ausbleibenden Erfolg im Ausland.
Kein Interesse nach Übersee zu expandieren
«Im abgelaufenen Jahrzehnt haben viele Modetrends in Japan begonnen und haben Anklang in der ganzen Welt gefunden. Aber die japanischen Labels machen diesen globalen Schritt nicht mit», sagt der französische Modeberater Loic Bizel gegenüber der New York Times: «Japan erschafft Trends und Ideen, doch damit hat es sich. Viele japanische Brands haben gar kein Interesse nach Übersee zu expandieren.»
Bizel bringt die grossen Modemarken wie H&M oder Topshop nach Japan, wo er ihnen die neusten Trends zeigt. Diese kaufen wiederum ganze Säcke voll von japanischen Kleidern, lassen sich inspirieren, kopieren den Stil und verkaufen eine ursprüngich japanische Idee unter ihrem westlichen Label.
Schrumpfende Industrie
Für Japan bleibt dabei wenig Profit. 2008 exportierte Japans Modeindustrie Kleider im Wert von 416 Millionen Dollar. Im Vergleich zu den USA mit 3,68 Milliarden Dollar und China mit 113 Milliarden Dollar Exportvolumen ist dies eine verschwindend kleine Zahl. Zudem ist die japanische Modeindustrie trotz ihres unbestrittenen internationalen Renomees im Schrumpfen begriffen. Geplagt durch die Finanzkrise und eine überalterte Bevölkerung ist der Umsatz der Industrie um 1,3 Prozent auf 48 Milliarden Dollar gesunken. Für 2009 wird ein noch grösserer Rückgang erwartet.
Atsushi Izu ein Analyst vom Nomura Forschungsinstitut bemängelt die fehlenden finanziellen Ressourcen und das mangelnde Knowhow der kleinen japanischen Modelabels, um sich international zu etablieren. Nun soll die Regierung Abhilfe verschaffen.
Das Aussenministerium spürt seit kurzem im trendigen Tokioter Viertel Harajuku die neusten Modetrends auf, um für diese im Ausland zu werben. «Japans Mode hat soviel globales Potential», sagt Kenjiro Monji vom japanischen Aussenministerium. Er ist dafür zuständig Japans Popkultur im Ausland populär zu machen. Drei junge Botschafter sollen den japanischen Chic künftig nach Übersee transportieren und für die notwendigen Kontakte für die lokale Modeindustrie sorgen.
Unterstützung der Regierung
Gleichzeitig präsentiert das Handelsministerium mit der Japan Fashion Week ein Schaufenster zur japanischen Modewelt für die ausländischen Journalisten, die auf Kosten der japanischen Regierung über die neuesten Modetrends in Japan berichten dürfen. Die Japan Fashion Week findet zweimal jährlich statt. Gleichzeitig präsentiert dieselbe Organisation an einem Modeevent in New York im Februar dieses Jahres die neusten Designs der japanischen Modeschöpfer.
Kritiker versprechen sich keinen grossen Erfolg von diesen Regierungsbemühungen, denn die einflussreichen Designer wollen sich nicht vom Staat vereinnehmen lassen. Lieber umgehen sie die Japan Fashion Week und präsentieren ihre Schöpfungen gleich direkt in Paris, Mailand oder London. Vielmehr müsse die Regierung dabei helfen das Marketing der kleinen Labels zu verbessern und ihne mit Krediten helfen im Ausland eigene Läden zu eröffnen, sagen die Kritiker. Zudem wäre es eine grosse Hilfe, wenn die Regierung dafür sorgen würde die Urheberrechte der japanischen Designer international besser zu schützen.
Es tut sich was
Tatsächlich tut sich auch in diesem Bereich etwas. Das japanische Startup-Unternehmen Xavel, welches Modeschauen präsentiert und den Kundinnen dabei ermöglicht über das Handy die Kleider in Echtzeit zu bestellen, hat sich dank grosszügiger Unterstützung der Regierung erste Modeschauen in Paris und Peking leisten können. Auch die Billigmodemarke Uniqlo hat schon längst den internationalen Weg beschritten. Obwohl Uniqlo in Japan selbst nicht unbedingt das Image des Trendsetters besitzt, ist die Marke mit 92 Läden im Ausland bereits auf dem Weg sich weltweit zu etablieren.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken