Operieren ohne Lizenz
Am 9. Mai wurde Terumi Ichimiya verhaftet. Keine Lizenz besitzend, gab sie sich gemeinsam mit ihrem Verlobten als Ärztin aus und bewarb sich im Miyako Krankenhaus in der Iwate Präfektur. Das Krankenhaus suchte bereits seit 2007 einen Arzt für die hauseigene Kardiologie, die bisher notgedrungen mit Springern aus anderen Kliniken besetzt wurde.
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Der erste Arbeitstag sollte für Ichimiya und ihren Verlobten am 10. Mai beginnen. Allerdings wurde die Krankenhausleitung auf Ungereimtheiten in der erst mit Verzögerung gefaxten Ärztelizenz der zukünftigen «Kollegin» aufmerksam und setzte sich mit der Polizei in Verbindung. Unter anderem fehlte der Stempel des Gesundheitsministeriums.
Ohne Erfahrung und Lizenz, aber dafür mit viel Herz
Bei der Überprüfung kam heraus, dass Ichimiya weder ärztliche Arbeitserfahrung noch die benötigte Lizenz für die Ausübung ihrer Profession vorweisen konnte. Bei ihrer Festnahme betonte die 44-Jährige, dass sie auch ohne Lizenz Ärztin sei und doch nur helfen wolle den Ärztemangel zu besiegen, wie sie von der Asahi Shimbun zitiert wurde.
Aufmerksam wurde Ichimiya auf das städtische Krankenhaus von Miyako durch einen Fernsehbericht über den dortigen Engpass an fähigen Medizinern. Der Leiter des Krankenhauses schämte sich gegenüber der Asahi Shimbun für seine Unachtsamkeit: «Sie verwendete viele Fachwörter in den Bewerbungsgesprächen, daher habe ich ihr geglaubt.»
Der Fall Ichimiya ist jedoch nur eine Folge unter vielen, die auf das Konto des dauerhaften Ärztemangels gehen. So gab es im Jahre 2007 14’387 Fälle, in denen schwerkranke Patienten mindestens drei Mal von Krankenhäusern abgelehnt wurden, bis sie endlich einen Platz fanden.
Ein hausgemachtes Problem
Der Auslöser des gravierenden Rückgangs fertig ausgebildeter Mediziner wird unter anderem in Kürzungsmassnahmen der Politik gesehen. 1982 entschied die Regierung die Anzahl von Medizinstudenten zu reduzieren, um einen Anstieg der Gesundheitsausgaben zu verhindern. Inzwischen sinkt die Zahl der Mediziner jedoch um 3500 bis 4000 jährlich, besonders in den ländlichen Gebieten.
Eine alarmierende Entwicklung besonders im Angesicht, der immer älter werdenden Gesellschaft. Dennoch dauerte es bis zum Juni 2008, bis die Politiker die Entwicklung vom Überschuss hin zum Ärztemangel anerkannten und Gegenmassnahmen in Angriff nahmen. Die Medizinstudentenquote wurde nun wieder auf das Niveau der 1980er-Jahre angehoben und es wird versucht mehr Jugendliche für den Arztberuf zu begeistern.
Kein Happyend für Ichiyama
Ichimiyas «mutiger» Einsatz wird jedoch nicht belohnt werden. Auf sie und ihren Verlobten warten bis zu 500’000 Yen (4400 Euro) Geldstrafe und die Arbeitslosigkeit. ad.
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