Ein Ende der Examenshölle?
Wenn ausländische Medien über das japanische Schulsystem berichten, steht die Examenshölle immer wieder im Mittelpunkt der Kritik. Gezeigt werden die Qualen der Schüler, die wochenlang bei minimalem Freizeitausgleich für Prüfungen, die auch noch ihr ganzes Leben entscheiden, Faktenwissen büffeln müssen.
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Nur wer die Eintrittstests in die nächsthöhere Bildungseinrichtung besteht, kommt von der Mittelschule in die Oberschule und von der Oberschule in eine Hochschule. Und nur wer dieses Ziel erreicht, kann mit einigermassen positiven Jobchancen rechnen. Es zählt jedoch nicht nur der Abschluss an sich, sondern auch dass die absolvierten Bildungseinrichtungen im nationalen Schulranking einen der höheren Plätze einnehmen (Asienspiegel berichtete). Die Belastung der Schüler im Prüfungsstress ist also enorm.
Prüfungen ade?
Seit einiger Zeit gibt es allerdings neue Entwicklungen auf dem Prüfungsmarkt, denn die Regierung fördert neue Schulformen, in denen die Oberschule automatisch an die Mittelschule angeschlossen ist und dadurch ein Teil der Prüfungshölle wegfällt. Eine der berühmtesten Institutionen Japans, die Keio-Privatschule, investiert zunehmend in die Einrichtung von Oberschulen, Mittelschulen und Grundschulen, um sich zukünftige Uni-Absolventen schon im Grundschulalter zu sichern.
Für 2011 plante der Aufsichtsrat der ältesten Hochschule des Landes eine Schule zu bauen, an der der Übergang von der Grund- zur Mittelschule automatisch vollzogen wird. Eine solche Einrichtung könnte der Examenshölle weiteren Wind nehmen, da die Prüfungshürde auf dem Weg in die Mittelschule wegfallen würde, wenn dem Beispiel der Keio weitere Institutionen folgen würden.
Planänderungen
Diesen optimistischen Aussichten wurde am 21. September jedoch ein Dämpfer verpasst, da die Privatschule aufgrund von finanziellen Einschränkungen im Zuge der Finanzkrise die geplante Schule streichen musste, obwohl bereits ein Grundstück für rund 5 Millionen Euro von der Stadt gekauft wurde.
Wie die Asahi Shimbun berichtete entschieden sich die Verantwortlichen stattdessen dazu, an die gleiche Stelle in Yokohama ab 2013 eine neue Grundschule zu bauen, die zwar den Übergang in die Keiō eigenen Mittel- und Oberschulen erleichtern soll, aber eben nicht der gewünschten neuen Schulalternative entspricht.
Die Kritik am Keio-Plan
Es gibt jedoch auch Stimmen, die sich über die Absage des Keiō-Plans freuen, denn Kritiker befürchten, dass eine Schulform, die Grund- und Mittelschule in sich vereint, lediglich dazu führen würde die Examenshölle vorzuverlegen auf den Eintritt in die Grundschule, was eine harte Zukunft für alle 6-Jährigen des Landes bedeuten könnte. ad.
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