Der Wald der Selbstmörder

«Das Leben ist etwas Wertvolles»: Ein Schild am Eingang des Aokigahara-Waldes versucht Suizidgefährdete von ihrer Tat abzuhalten.
«Das Leben ist etwas Wert­vol­les»: Ein Schild am Ein­gang des Aoki­ga­ha­ra-Wal­des ver­sucht Sui­zid­ge­fähr­de­te von ihrer Tat abzu­hal­ten. flick­r/al-kai­ser

Der Aoki­ga­ha­ra-Wald am Fus­se des Fuji ist für vie­le Japa­ner gleich­be­deu­tend mit Selbst­mord. Der Wald mit einer Flä­che von über 3000 Hekta­ren ist auf Lava erblüht. Hier ist ein Dickicht ent­stan­den, das von Men­schen fast unbe­rührt ist. Ent­spre­chend anzie­hend ist die­se Natur­ge­biet für Leu­te mit Suizidgedanken.

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Allei­ne im Jahr 2009 wur­den 45 Lei­chen im Aoki­ga­ha­ra-Wald ent­deckt. Sie alle hat­ten Selbst­mord ver­übt. 195 Men­schen muss­ten von der Poli­zei aus dem Wald geholt wer­den, um sie vor dem Tod zu bewah­ren, schreibt die Asahi Shim­bun. Fast täg­lich erhal­ten die Behör­den der Prä­fek­tur Yama­na­shi Tele­fon­an­ru­fe, in denen vor mög­li­chen Sui­zid­fäl­len gewarnt werden.

Die Prä­fek­tur hat seit Jah­ren die höchs­te Sui­zid­ra­te pro 100’000-Einwohner. 2009 lag die­se Zahl bei 41,9, der natio­na­le Durch­schnitt liegt bei 25,8. Betrach­tet man die Gesamt­zahl der Sui­zid­fall liegt die Prä­fek­tur Yama­na­shi im lan­des­wei­ten Ver­gleich an 17. Stel­le, doch mit Aoki­ga­ha­ra besitzt sie eine der berühm­tes­ten Desti­na­tio­nen für Men­schen, die mit dem Leben abschlies­sen wollen.

Gegen­mass­nah­men eingeläutet

Bekannt wur­de der Wald 1960, als der Schrift­stel­ler Seicho Mats­um­o­to in sei­nem Roman «Nami no to» Aoki­ga­ha­ra als einen Ort beschrieb, an dem man alles been­den kön­ne. Das Inter­net hat den Ruf des Wal­des wei­ter mys­ti­fi­ziert. Die Behör­den der Prä­fek­tur wol­len die­sem Trei­ben nun ihr per­sön­li­ches Ende bereiten.

In Zusam­men­ar­beit mit Tokio soll die Selbst­mord­ra­te im Aoki­ga­ha­ra-Wald mas­siv redu­ziert und das Image des Natur­ge­bie­tes auf­po­liert wer­den. Dafür stel­len die Prä­fek­tur und die Lan­des­re­gie­rung laut Asahi Shim­bun 53 Mil­lio­nen Yen (611’000 Dol­lar) zur Verfügung.

Loka­le Bemühungen

Vier Sicher­heits­leu­te patrouil­lie­ren seit letz­tem Jahr rund um den Wald, in der Hoff­nung poten­ti­el­le Selbst­mör­der vor dem Gang in den Wald auf­zu­hal­ten. Das Pro­jekt tra­ge bereits Früch­te, sagt der 39-jäh­ri­ge Yas­u­hi­ko Kawa­mu­ra, einer der Sicher­heits­leu­te, gegen­über der Asahi Shim­bun. In den letz­ten sechs Mona­ten konn­te er rund 30 Men­schen den Behör­den zur Betreu­ung über­ge­ben. Man bekom­me mit der Zeit ein Gespür für poten­ti­el­le Selbst­mord­fäl­le, fügt Kawa­mu­ra an.

Aus­ser­dem hat die Prä­fek­tur Yama­na­shi 350 Ein­woh­ner der Regi­on im Umgang mit Sui­zid­ge­fähr­de­ten geschult. Sie sol­len bei frei­wil­li­gen Patrouil­len­gän­gen das Gespräch mit den Betrof­fe­nen suchen und ihnen Hil­fe anbie­ten. In einem wei­te­ren Schritt wol­len Poli­zei, Regie­rung, Reis­bü­ros, Taxi­un­ter­neh­men und medi­zi­ni­sche Insti­tu­tio­nen künf­tig effi­zi­en­ter zusammenarbeiten.

Ein natio­na­les Problem

Yas­uyu­ki Shi­mi­zu von der Non­pro­fit­or­ga­ni­sa­ti­on Life­link zur Prä­ven­ti­on von Selbst­mor­den begrüsst die Mass­nah­men von Yama­na­shi. Aoki­ga­ha­ra gehö­re zusam­men mit den Tojin­bo­klip­pen in der Prä­fek­tur Fukui und den Sand­an­be­ki-Fel­sen in der Prä­fek­tur Waka­y­a­ma zu den gröss­ten Anzie­hungs­punk­ten für Sui­zid­wil­li­ge in Japan. Aus die­sem Grund hand­le es sich hier um ein natio­na­les Pro­blem, das auch eine ent­spre­chend Beach­tung verdiene.

Japan hat mit­hin die höchs­te Selbst­mord­ra­te in der Welt. Die jähr­li­chen Sui­zid­fäl­le haben in den letz­ten 11 Jah­ren stets die Mar­ke von 30’000 Fäl­len über­schrit­ten. Die schlech­te Wirt­schafts­la­ge wird als ein Haupt­grund für die stei­gen­de Tendenz.

Die Schön­heit der Natur

Die Prä­fek­tur Yama­na­shi ver­folgt der­weil noch einen wei­te­ren Ansatz zur Bekämp­fung des schlech­ten Rufes der Gegend. Mit Füh­run­gen in das Dickicht von Aoki­ga­ha­ra soll die Schön­heit des Wal­des und die viel­fäl­ti­ge Natur gezeigt wer­den. «Ich möch­te das Bild des dunk­len und angst­er­re­gen­den Ortes von Aoki­gah­ra aus der Welt schaf­fen», sagt Yut­a­ka Nukui, einer der Füh­run­gen in den Wald anbie­tet, der Asahi Shim­bun. ja.

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