Wozu auch ein MBA?

Das Praktische zählt: Ein Salaryman vor einer Statue eines Sumo-Ringers.
Das Prak­ti­sche zählt: Ein Sala­ry­man vor einer Sta­tue eines Sumo-Rin­gers. flickr/​colodio

Einen Mas­ter of Busi­ness Admi­nis­tra­ti­on (MBA) zu erwer­ben, gehört im Wes­ten für vie­le ambi­tio­nier­te Berufs­leu­te zum guten Ton. Nicht so in Japan. «In Japan herrscht die Über­zeu­gung vor, dass Geschäfts­wis­sen bei der Arbeit und nicht im Klas­sen­zim­mer erwor­ben wird», sagt T.W. Kang, ein in Tokio leben­der Mana­ger MBA-Absol­vent gegen­über der New York Times.

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Der MBA-Titel wird in Japan erst seit 7 Jah­ren offi­zi­ell vom Staat aner­kannt. Seit­her sind in den Metro­po­len Tokio und Osa­ka rund 30 Schu­len ent­stan­den, die an den Aben­den und am Wochen­en­de berufs­be­glei­ten­de Manage­ment-Kur­se anbie­ten. Laut der Inter­na­tio­nal Busi­ness Times besteht noch ein Gross­teil der Stu­den­ten aus Aus­län­dern, die in Japan arbeiten.

Doch auch unter den Japa­nern in den 30ern ist das Inter­es­se an den neu­en Diplom­mög­lich­kei­ten gestie­gen. Gera­de die sta­gnie­ren­de Wirt­schaft trägt zum Wunsch bei, neben der klas­si­schen Aus­bil­dung noch einen wei­te­ren, unab­hän­gi­gen Bil­dungs­weg ein­zu­schla­gen. So bezah­len sich vie­le ihre Zusatz­aus­bil­dung aus der eige­nen Tasche, auch wenn die Akzep­tanz dafür in der japa­ni­schen Wirt­schaft noch nicht son­der­lich aus­ge­prägt ist.

Kei­ne belieb­ten Kollegen

Inwie­fern ein MBA in Japan beruf­lich von Nut­zen ist, bleibt daher frag­lich. Oft wer­den sol­che Diplo­me von den Arbeit­ge­bern ledig­lich als ein Zer­ti­fi­kat für höhe­re Eng­lisch­kennt­nis­se ange­se­hen. Aus­ser­dem ten­die­ren vie­le Fir­men die Ange­stell­ten mit MBA-Erfah­rung in Geschäfts­be­rei­che zu ver­set­zen, in denen das Manage­ment-Diplom kaum von Nut­zen ist. So soll ver­hin­dert wer­den, dass sie vor lau­ter Theo­rie und Selbst­be­wusst­sein die Boden­haf­tung verlieren.

Der Erwerb des täg­li­chen Hand­werks ist für die japa­ni­schen Kon­zer­ne zen­tral. «MBA-Absol­ven­ten legen zu gros­sen Nach­druck auf die Logik. Doch gera­de im Umgang mit ver­schie­de­nen Kun­den und Part­nern führt dies in eine Sack­gas­se», meint Reji Shi­ba­ta von einer Tokio­ter Personalberatungsfirma.

Der japa­ni­schen Denk­wei­se anpassen

«In Japan ler­nen Wirt­schafts­stu­den­ten, dass die gros­sen japa­ni­schen Kon­zer­ne mit lang­fris­ti­gen Ansät­zen und engen Bezie­hun­gen erfolg­reich gewor­den sind. Das ist das kom­plet­te Gegen­teil vom Wall­street-Den­ken.», erklärt Chris­ti­na Ahm­ad­ji­an, Wirt­schafts­pro­fes­so­rin an der renom­mier­ten Tokio­ter Uni­ver­si­tät Hitot­sub­a­shi, gegen­über der New York Times.

Für vie­le japa­ni­sche Mana­ger gel­te immer noch: Alles was aus den USA kom­me, sei kor­rupt und falsch, meint Ahm­ad­ji­an wei­ter. Aus die­sem Grund sei es wich­tig, MBA-Kur­se den japa­ni­schen Denk­wei­sen anzu­pas­sen. Ahm­ad­ji­an glaubt auch, dass bezüg­lich der MBA-Aus­bil­dung in Japan ein Umden­ken stattfinde.

So gibt es heu­te auch erfolg­rei­che Bei­spie­le von MBA-Absol­ven­ten, die es auch in Japan weit nach oben geschafft haben. Das berühm­tes­te Bei­spiel ist wohl Hiro­shi Miki­ta­ni, Kon­zern­chef des Online­händ­lers Raku­ten und MBA-Absol­vent der Har­vard Busi­ness School. Gemäss For­bes ist er mit einem Ver­mö­gen von 4,7 Mil­li­ar­den US-Dol­lar der 6. reichs­te Japa­ner. Oder auch Tomo­ko Nam­ba, die eben­falls in Har­vard mit einem MBA-Titel ihre Geschäfts­kennt­nis­se erwei­ter­te und mit DeNa eines der füh­ren­den japa­ni­schen mobi­len Inter­net­un­ter­neh­men aufbaute.

Enger Bezug wichtig

Yoshi­hi­ko Taku­bo, der die Tokio­ter Glo­bis Busi­ness School führt, meint den­noch, dass für MBA-Kur­se in Japan Anpas­sun­gen nötig sind: «Die japa­ni­schen Mana­ger müs­sen das Unter­neh­men bis ins Detail ken­nen, ver­ste­hen und sich damit iden­ti­fi­zie­ren kön­nen.» Der enge Bezug zu den rea­len Gege­ben­hei­ten in einer Fir­ma sei wich­tig. Zudem lehrt er sei­nen MBA-Schü­lern ihr Diplom im Beruf nicht an die gros­se Glo­cke zu hän­gen und mög­lichst tech­ni­sche Begrif­fe zu vermeiden.

Chris­ti­na Ahm­ad­ji­an bleibt der­weil zuver­sicht­lich, dass die Aner­ken­nung für ein MBA auch in Japan ste­tig. Auch wenn der MBA-Titel in Japan momen­tan noch nicht den Stel­len­wert wie im Wes­ten habe, so hät­ten es doch vie­le Unter­neh­men mitt­ler­wei­le ver­stan­den, ihre MBA-Leu­te effi­zi­ent einzusetzen.

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