Ein Nazi-Kostüm zu Weihnachten
Die japanische Discount-Einkaufskette Don Quijote macht für einmal nicht mit seinen tiefen Preisen (Asienspiegel berichtete), sondern mit einem kontroversen Verkaufsprodukt von sich reden. Für Halloween und Weihnachten hat das Kaufhaus ein Nazi-Kostüm, eingepackt in einer Plastikhülle mit einer Hitler-Figur und dem Ausspruch «Heil Hitler», zum Besten feilgeboten.
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Man mag sich bei dieser Geschichte unweigerlich an Prinz Harrys Nazi-Auftritt an einem Kostümfest erinnern. Auch in Japan hat Don Quijotes Produkt für einigen Aufruhr gesorgt. Die jüdische Menschenrechtsorganisation Simon Wiesenthal Center, mit Hauptsitz in Los Angeles, liess den beiden Chefs der Discount-Kette, Takao Yasuda und Junji Narusawa, einen unmissverständlichen Brief zukommen.
«Im Dezember 2010 ist der Nazismus noch nicht tot und das Hakenkreuz wird weiterhin als ein Symbol für den Hass gegen alle ‹Nicht-Arier› – und damit auch gegen die Asiaten – verwendet», schrieb laut dem Wall Street Journal Rabbi Abraham Cooper nach Tokio. Ein Mitglied der Menschenrechtsorganisation hatte das Kostüm zufälligerweise in einem Ableger in Tokio entdeckt.
Don Quijote zieht die Konsequenzen
Don Quijote reagierte umgehend, indem alle Nazi-Produkte aus dem Verkauf gezogen wurden. Der Konzern übernehme die Verantwortung, so die Pressesprecherin Emiko Onoue. Man werde zudem das Risiko-Management für künftige Produkte-Evaluationen verbessern. Die Kostüme lagen in 10 der fast 200 Don Quijote-Läden auf. In den 4 Ablegern in Hawaii seien keine Nazi-Produkte verkauft worden.
Auch bei Aico, dem Hersteller des Party-Kostüms, geht man über die Bücher. Rund 150 solcher Nazi-Kostüme hat das Unternehmen in den letzten 7 Jahren hergestellt. Zwar seien nicht viel verkauft worden, doch die Einnahmen hätten ausgereicht, um an der Produktion festzuhalten, sagte Pressesprecher Nobuyoshi Masuzawa gegenüber dem Wall Street Journal. Aico werde nach den Klagen umgehend den Verkauf einstellen. «Wir hatten uns nicht viel dabei gedacht», gestand Masuzawa ein: «Aber nach all den Problemen, ist uns zutiefst klar geworden, dass wir dabei gar nicht an die Gefühle anderer Menschen gedacht hatten.»
Der Palast der Schleuderpreise
Gegründet wurde Don Quijote, der selbst ernannte «Palast der Schleuderpreise», vor genau 30 Jahren. Takao Yasuda wollte alle Regeln brechen und den Einzelhandel auf den Kopf stellen. Möglichst 24 Stunden sollte seine Ladenkette geöffnet sein, alle möglichen Güter unter einem Dach vereinen und vor allem billig musste die Ware sein. Das Platzen der Wirtschaftsblase und die anschliessende Stagnation der Wirtschaft bedeuteten für Don Quijote den Aufstieg.
Heute profitiert «Donki», wie die Japaner den Laden nennen, mit einem Jahresumsatz von rund 3 Milliarden Euro wie fast kein anderer Einzelhändler in Japan von der Wirtschaftskrise. Was früher als billiger Ramschladen galt, zieht heute selbst amerikanische Berühmtheiten an. US-Sängerin Beyoncé soll auf ihrer Japan-Tour bei Don Quijote nach einem passenden Halloween-Kostüm Ausschau gehalten haben.
Ein Kämpfer gegen Windmühlen
Etwas selbstironisch benannte Yasuda seinen Laden nach dem nimmermüden und verrückten Romanhelden, der verzweifelt gegen Windmühlen ankämpft. Noch heute streitet sich Yasuda regelmässig mit den Behörden um irgendwelche Zulassungen. Für einmal musste er jedoch einsehen, dass er zu weit gegangen war.
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