Wie por­no­gra­phisch dür­fen Comics sein?

Viel gezeichnete Haut: In einem Manga-Laden in Japan.
Viel gezeich­ne­te Haut: In einem Man­ga-Laden in Japan. flickr/​tinisanto

Das Tokio­ter Stadt­par­la­ment berät in die­sem Jahr zum 2. Mal über eine Geset­zes­re­vi­si­on, die Dar­stel­lun­gen sexu­el­ler Art in Man­ga und Ani­me regle­men­tie­ren soll. Es ist ein Ver­such der Stadt­re­gie­rung der Kin­der­por­no­gra­phie in der Welt des Comics einen Rie­gel zu schie­ben. Zu unge­nü­gend sei­en die Selbst­re­gu­lie­rungs­me­cha­nis­men der Bran­che, lau­tet der Vorwurf.

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Ein Vor­schlag aus dem Früh­jahr ver­lang­te, dass sexu­el­le Dar­stel­lun­gen mit «vir­tu­el­len Min­der­jäh­ri­gen» – Comic­fi­gu­ren, die jün­ger als 18 Jah­re alt aus­se­hen – als jugend­ge­fähr­dend ein­ge­stuft wer­den und nicht an Kin­der und Jugend­li­che abge­ben wer­den dür­fen (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Zudem wur­de fest­ge­hal­ten, dass der Bür­ger in der Ver­ant­wor­tung ste­he, Comic-Mate­ri­al mit kin­der­por­no­gra­phi­schen Inhal­ten nicht wei­ter zu verbreiten.

Man­ga-Künst­ler wie Tet­s­u­ya Chi­ba, Zeich­ner der Serie Ashi­ta no Joe, sahen in die­ser Vor­la­ge ihre künst­le­ri­schen Frei­hei­ten in Gefahr. Sie stör­ten sich zudem an der unkla­ren Defi­ni­ti­on des «vir­tu­el­len Min­der­jäh­ri­gen». Der Geset­zes­ent­wurf wur­de im Juni vom Par­la­ment schliess­lich ver­wor­fen. Die Mehr­heit der Abge­ord­ne­ten erkann­te dar­in einen Ver­stoss gegen das Recht auf freie Mei­nungs­äus­se­rung. Die Man­ga-Bran­che fei­er­te einen Teilsieg.

Der zwei­te Anlauf

Auf­ge­ge­ben hat die Tokio­ter Stadt­re­gie­rung des­we­gen nicht. In einem neu­en Anlauf hat sie eine ent­schärf­te Fas­sung der ver­wor­fe­nen Geset­zes­vor­la­ge vor­ge­legt. Der Bür­ger wird nun ledig­lich ange­hal­ten sich «frei­wil­lig» gegen die Ver­brei­tung von Kin­der­por­no­gra­phie einzusetzen.

Der Begriff des «vir­tu­el­len Min­der­jäh­ri­gen» wur­de gar kom­plett gestri­chen. Nun heisst es, dass ein­zig Wer­ke, die straf­ba­re sexu­el­le Hand­lun­gen über­trie­ben dar­stel­len oder ver­herr­li­chen, unter die Regu­lie­rung fal­len wür­den. «Damit wird das Recht auf freie Mei­nungs­äus­se­rung nicht ver­letzt», argu­men­tiert die Stadtregierung.

Das Veto der Künstler

Mit die­sen Anpas­sun­gen erhofft sie nun, eine Mehr­heit für sich zu gewin­nen. Die Gil­de der Man­ga-Künst­ler konn­te die Stadt­re­gie­rung jedoch nicht über­zeu­gen. Auch der neus­te Geset­zes­ent­wurf sei unge­nü­gend. Die Künst­ler befürch­ten, künf­tig Opfer von Behör­den­will­kür zu wer­den. Die Neue­run­gen sei­en mehr­deu­tig aus­leg­bar und hät­ten alles noch schlim­mer gemacht.

«Indem der Begriff des ‹vir­tu­el­len Min­der­jäh­ri­gen› gestri­chen wur­de, kön­nen künf­tig auch älter aus­se­hen­de Man­ga-Cha­rak­te­re unter die Regle­men­tie­rung fal­len», bekla­gen sich die Künst­ler in der Mai­ni­chi Shim­bun. Die Zeich­ne­rin Machi­ko Saton­a­ka empör­te sich im Früh­jahr über die Tat­sa­che, dass die Regie­rung sogar Comic­fi­gu­ren regle­men­tie­ren wol­le, obwohl dabei nie­mand zu Scha­den komme.

Recht­li­che Vorbehalte

Rechts­ex­per­ten sind der Mei­nung, dass sich ein sol­ches Gesetz kaum wir­kungs­voll durch­set­zen lies­se, da Man­ga und Ani­me zuneh­mend im Inter­net ange­schaut und hier die vor­ge­se­he­nen Kon­troll­me­cha­nis­men ver­sa­gen wür­den. Die Poli­tik tue bes­ser dar­an, die tat­säch­li­che Kin­der­por­no­gra­phie in Japan zu bekämpfen.

Auch die Mai­ni­chi Shim­bun hat in einem Leit­ar­ti­kel Vor­be­hal­te gegen­über dem neu­en Geset­zes­vor­schlag zum Aus­druck gebracht. Zwar sei es wich­tig, Man­ga und Ani­me mit sexu­el­len Dar­stel­lun­gen vor Kin­der­au­gen zu schüt­zen und Kin­der­por­no­gra­phie zu bekämp­fen, gleich­zei­tig dür­fe man aber nicht mit ver­schärf­ten Kon­trol­len den Künst­lern ihr Recht auf freie Mei­nungs­äus­se­rung ent­zie­hen. Aus­ser­dem gebe die bereits exis­tie­ren­de Rechts­ord­nung den Behör­den genü­gend Mög­lich­keit gegen die Publi­ka­ti­on von Comics mit obszö­nen Inhal­ten vorzugehen.

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