Die Wiedergeburt eines Manga-Helden
Es war Japans schönste Weihnachtsbescherung, als eine unbekannte Person am 25. Dezember einem Sozialhilfezentrum für Kinder in der Präfektur Gunma 10 Schachteln voller Schultaschen und anderer Utensilien vor die Tür legte. Die beigelegte Notiz trug den Namen «Naoto Date», der Protagonist der Wrestler-Manga-Serie Tiger Mask aus den 1960er-Jahren (Asienspiegel berichtete).
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Die Aktion fand in der Folge unzählige Nachahmer im ganzen Land. Täglich berichtete die japanische Presse von Geschenken an Kinderheimen Unterzeichner der Bescherung war stets «Naoto Date». Eine Überraschung, welche die betroffenen Kinder mit Freude entgegennahmen. In Japan leben laut dem Gesundheits- und Wohlfahrtsministerium 31’000 Kinder in sozialen Instituten und 3000 bei Pflegeeltern.
Selbst Unternehmen spenden
Die Tiger Mask-Bewegung hat bis Mitte Januar über 700 Gaben im Wert von 24 Millionen Yen (216’000 Euro) eingebracht, wie der Fernsehsender NHK berichtet. Die Spenden reichten von 620 Schultaschen über Spielzeuge bis zu Geldbeträgen. Selbst Bildungsunternehmen wie Gakkyusha liessen sich zu einer grosszügigen Geste bewegen.
Laut der Nikkei Shimbun spendete das Nachhilfeinstitut 5 Millionen Yen (45’000 Euro), die für den Erwerb von Schultaschen für die Primarschüler von Kinderheimen gedacht sind. Der Vorstand alleine spendete 2 Millionen Yen (18’000 Euro). Unterschrieben hat Gakkyusha nicht mit dem Namen Naoto Date. «Weil wir an der Börse kotiert sind, wäre die Geheimhaltung wohl nicht angebracht gewesen», erklärte ein Sprecher des Unternehmens die Offenlegung.
Hohe Nachfrage nach Tiger Mask
Der Nebeneffekt für die Manga-Branche ist beträchtlich. Wie die Mainichi Shimbun berichtet, hat das grösste japanische Verlagshaus Kodansha, eine «Flut» an Neubestellungen der Comic-Serie aus den 1960er-Jahren erhalten. Innert 2 Tagen wurden über 10’000 Bücher verkauft. «Es ist das erste Mal, dass wir eine solchen Bestellansturm für eine alte Manga-Serie erleben. Das ist grossartig!», berichtet der Sprecher von Kodansha der Tokyo Shimbun.
Selbst beim Online-Händler Amazon Japan ist Tiger Mask auf den 142. Verkaufsrang vorgestossen. Eine beachtliche Platzierung für eine längst tot geglaubte Comic-Serie. Die Zeitung berichtet weiter, dass auch die Musik- und Videoladenkette Tsutaya sämtliche Tiger Masks-DVDs ausgeliehen habe.
Die Druckerpresse in Betrieb gesetzt
Die ursprüngliche Manga-Serie Tiger Mask besteht aus insgesamt 7 Bänden aus den Jahren 1968 und 1969, gefolgt von 2 Nachfolgeerzählungen in späteren Jahren. Kodansha hat wegen der kurzfristigen Nachfrage begonnen, jeweils 1500 jedes einzelnen Bandes nachdrucken zu lassen.
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