Ein fussballerisches Affentheater
Japan hat am Asien-Cup in Qatar in einem aufreibenden Spiel gegen Südkorea den Einzug in die Finals geschafft. Nach einem 2:2 in der Verlängerung musste das Penaltyschiessen entscheiden. Dort setzten sich die Blue Samurai mit einem 3:0 unerwartet souverän durch.
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Trotz des Siegesfreude, war die japanische Presse am nächsten Tag damit beschäftigt, den Torjubel es südkoreanischen Spielers und Celtic Glasgow-Söldner Ki Sung-yong zu deuten. Dieser hatte nach seinem verwandelten Elfmeter in der 23. Minute mit einer Handbewegung und Gesichtsmimik für einen kurzen Moment einen Affen imitiert. Japans Fussballfans verstanden dies als eine direkte Beleidigung gegen ihr Land.
Die Twitter-Nachricht
Ausgelöst wurde diese Interpretation durch einen Twitter-Eintrag von Ki Sung-yong nach dem Spiel: «Als ich bei den Zuschauern eine japanische Militärflagge entdeckte, weinte mein Herz», zitiert die Asahi Shimbun. «Vor dem Fussballer, bin ich vor allem ein Bürger Südkoreas.» Korea war zwischen 1910 und 1945 eine japanische Kolonie. Bis heute belastet diese Vergangenheit die Beziehung beider Länder (Asienspiegel berichtete).
Es folgte ein Nachhaken des japanischen Fussballverbandes bei den koreanischen Kollegen, die wiederum Ki Sung Yong zur Rede stellten. «Die Geste war nicht gegen das japanische Volk gerichtet», erklärte sich der südkoreanische Fussballspieler. «Während meinen Spielen bei Celtic, nennen mich die gegnerischen Fans einen Affen. Meine Geste war ein Zeichen gegen die Personen, die solch rassistische Bemerkungen von sich geben.»
Das Nachspiel in Schottland
Tatsächlich läuft derzeit eine Untersuchung gegen die Fans des schottischen Vereins St. Johnstone F.C. Ihnen wird vorgeworfen, rassistische Bemerkungen gegen Ki fallen gelassen zu haben. So fand die Affäre selbst in der schottischen Presse ein Nachspiel. Ged Grebby, ein Vertreter einer schottischen Organisation gegen Rassismus im Fussball, zeigte sich im Scotsman empört darüber, dass Ki Sung-yong die schottischen Fans als Vorwand benutze, um von den eigenen rassistischen Bemerkungen abzulenken. Tommy Dornan vom Fanklub der Celtic Glasgow nahm Ki wiederum in Schutz. Es sei eine Tatsache, dass im schottischen Fussball weiterhin Rassismus vorherrsche.
Keine Beschwerde
In der Zwischenzeit hatte sich der koreanische Fussballverband für das Missverständnis entschuldigt. Damit sei die Angelegenheit geklärt, befand der japanische Fussballverband und verzichtete auf eine offizielle Beschwerde bei der FIFA. Somit fand ein fussballerisches Affentheater sein offizielles Ende. Ki Sung-yong wird es recht sein. Und Japan wird die Affäre auch bald vergessen haben. Denn die Blue Samurai gewannen mit 1:0 über Australien zum vierten Mal den Asien-Cup.
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