Ein Land im Rausch
Südkorea ist durstig nach Alkohol. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO trinken die Südkoreaner jährlich 14,8 Liter Alkohol. In Japan sind es 8 Liter. In China lediglich 5,9. Damit nehmen sie international einen Spitzenrang ein. Auch an den Universitäten wird kräftig zur Flasche gegriffen.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Eine Studie der Korean Alcohol Research Foundation (KARF) ergab, dass jeder dritte männliche Student ein Komasäufer ist, der mehr als 3 Mal pro Woche zur Flasche greift. «Wenn es ums Trinken geht, ist die koreanische Gesellschaft zu tolerant», meint Na Chang-Won von KARF gegenüber der Korea Times.
Begehrtes Soju
Dabei mögen es die Südkoreaner stark. Bei rund 81 Prozent des konsumierten Alkohols handelt es sich um Spirituosen. Bier nimmt einen bescheidenen Anteil von 18 Prozent des jährlich konsumierten Alkohols ein. Gemäss dem Verband der koreanischen Alkoholgetränkehersteller trinkt ein Koreaner pro Jahr stolze 81 Flaschen Soju und 86 Flaschen Bier. Im letzten Jahr wurden insgesamt 3,27 Milliarden Soju-Flaschen abgefüllt.
Soju ist ein Traditionsgetränk, das aus Süsskartoffel in Kombination mit anderen Zutaten wie Weizen oder Gerste gebraut wird. Sein Alkoholgehalt beträgt mindestens 25 Prozent. Die japanische Variante trägt den Namen Shochu.In den 1960er-Jahren kam in Südkorea eine Billigversion des Soju auf den Markt, bei dem ganz einfach Ethanol mit Wasser und Aromastoffen vermischt werden. Weil dadurch der Preis des hochprozentigen Getränkes massiv reduziert werden konnte, gewann dieser koreanische Wodka sprunghaft an Beliebtheit.
Seoul lanciert Präventionskampagne
Die Konsequenzen einer trinkfreudigen Gesellschaft sind hinlänglich bekannt. Die Universität Tokio beziffert den jährlichen wirtschaftlichen Schaden für Japan, der durch das Trinken entsteht, auf rund 73 Milliarden US-Dollar(Asienspiegel berichtete). In Südkorea verhält es sich kaum anders.
Die Regierung in Seoul bemüht sich nun darum, zumindest die Jugendlichen vom masslosen Besäufnissen abzubringen. In Zusammenarbeit den Universitäten und Elternvereinen hat sie sich zum Ziel gesetzt mit Präventivkampagnen alle Hochschulen und studentischen Wohnheime zu alkoholfreien Zonen zu machen.
Die wichtigste Erkenntnis
«Obwohl nicht rechtlich bindend, hoffe ich, dass unsere Massnahmen Todesfälle in Zusammenhang mit Komasaufen verhindern helfen», erklärt ein Pressesprecher der Korea Times. Ob dies auch tatsächlich Wirkung verspricht, ist fraglich. Kein Jugendlicher will sich den Alkoholgenuss von Erwachsenen verbieten lassen. Ausserdem finden sich an Hochschulen wie der Seoul National University oder der Korea University gut frequentierte Bars auf den Campus.
Indem das Alkoholproblem erkannt wurde, ist in Südkorea zumindest ein Anfang gemacht. Derweil beklagen sich in Japan Experten über die komplette Absenz einer solchen Erkenntnis. «Es gibt keine Prävention, die über die Gefahren des Alkohols unterrichtet. Daher sieht auch niemand Alkoholismus als eine Krankheit an», erklärt Katsuya Maruyama, Mitarbeiter in einer Klinik zur Behandlung von Alkoholabhängigen in Tokio.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken