«Premier Kan, essen Sie Spinat!»
Fernsehunterhalter, Komiker und Regisseur Takeshi «Beat» Kitano macht seinem Ärger über das Katastrophenmanagement Luft. In der TV-Sendung 7 Days Newscaster polterte er bereits letzte Woche gegen Regierungsmitglieder, die sich lieber die leeren Regale in den 24-Stunden-Minimärkten anschauen würden als in die Krisengebiete zu gehen. Ausserdem sollten alle Diebe in der Krisenregion sofort erschossen werden, meinte er unverfroren.
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Nun hat Takeshi Kitano seinen kritisch-komischen Kreuzzug gegen die Regierung fortgesetzt. In der gleichen TV-Sendung unterbreitete er dem Publikum humoristische Sofortvorschläge zur Behebung der derzeitigen Krise. «Premier Kan, essen Sie gefälligst Spinat!» lautete ein Aufruf des umtriebigen Regisseurs. Im Spinat aus 4 Präfekturen wurden letzte Woche erhöhte Strahlenwerte gemessen. Der Vertrieb aus diesen Regionen wurde eingestellt. Entsprechend gross ist die Sorge um einen Einbruch der Gemüsebranche.
Mit seiner Aufforderung spielte Kitano auf eine Episode aus dem Jahr 1996 an. Damals sorgte das Darmbakterium 0 – 157 in Osaka für zahlreiche Krankheits- und Todesfälle. Da der Krankheiterreger in Rettichsprossen vermutet wurde, mied die Bevölkerung in der Folge das Gewächs. Um die Menschen zu beruhigen und von der Unbedenklichkeit der Lebensmittel zu überzeugen, ass Naoto Kan als damaliger Gesundheitsminister vor aller Öffentlichkeit Rettichsprossen.
Kein Freund der Regierung
Takeshi Kitano fügte hinzu, dass Naoto Kan auch gleich noch einen grossen Schluck aus dem Tokioter Leitungswasser trinken sollte. Auch im Trinkwasser wurde in Tokio etwas erhöhte Strahlenwerte gemessen (Asienspiegel berichtete). Die Bevölkerung deckte sich kurz darauf in Hamsterkäufen mit Mineralwasserflaschen ein.
Zum Skandal um Industrieminister Banri Kaieda, der unter Strafandrohung die Feuerwehrleute zu einem verlängerten Einsatz im Atomkraftwerk Fukushima 1 gezwungen haben soll, meinte der einflussreiche Fernsehunterhalter: «Banri, kühl du gleich selbst die Reaktoren. Du hättest gleich von Anfang an dorthin gehen sollen!» Den Arbeitern im Atomreaktor sollte viel mehr Ehre zukommen, meinte Kitano weiter.
«Der hat doch keine Ahnung!»
Zuletzt ärgerte sich Takeshi Kitano über all die Personen, welche die derzeitige Lage komplett falsch einschätzten. Er wetterte gegen einen sogenannten «Hypermedia-Creator», der gemäss Blogeintrag auf die Okinawa-Insel Iriomote geflüchtet sein soll, um möglichst weit weg von einem Atomkraftwerk zu sein. «Dieser Typ! Der hat doch keine Ahnung. So etwas darf man in einem Blog doch nicht schreiben», sagte der Regisseur. Takeshi wollte zwar nicht sagen, wen er damit meine, es ist aber anzunehmen, das damit der DJ, Filmemacher und Schriftsteller Tsuyoshi Takashiro gemeint ist.
Damit war Kitano noch nicht am Ende seiner Aufzählung. Er warf gleich noch «alle Damen, die Hamsterkäufe tätigen», «die Typen, die Mineralwasser über Internetauktionen verkaufen» und den Premier, der einen unnützen Polizeiwasserwerfer zum Atomkraftwerk beordert hatte, in den selben Topf. Und schon heute fragt sich der Zuschauer gespannt, wen Takeshi Kitano nächste Woche ins Visier nehmen wird.
Preisgekrönter Regisseur
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Takeshi Kitano hat sich in den 1980er-Jahren mit der TV-Spielshow «Takeshi’s Castle» international einen Namen gemacht. Als Regisseur von Filmen wie «Brother», «Hanabi», «Zatoichi» oder «Battle Royale» feierte Takeshi Kitano besonders in Europa grosse Erfolge. Frankreich ehrte in letztes Jahr mit der höchsten kulturellen Auszeichnung (Asienspiegel berichtete).
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