Grosse Tat, bescheidener Lohn
Am Dienstagmorgen um 9 Uhr kamen die WM-Heldinnen aus Japan erschöpft in Narita an. Sie wurden von über 400 lautstarken Fans in der Empfangshalle des internationalen Flughafens von Tokio willkommen geheissen. Bereits seit den frühen Morgenstunden hatten die Fans ungeduldig auf die Ankunft gewartet, wie die Asahi Shimbun berichtet.
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An der anschliessenden Pressekonferenz äusserte sich Kapitänin und Matchwinnerin Homare Sawa (Asienspiegel berichtete) noch einmal zum WM-Titel. «Es war ein langer Weg bis hierhin. Ich hätte nicht gedacht, dass dieser Tag einmal kommen würde», sagte sie der Beifall klatschenden Presse. Im Anschluss wurde die gesamte Mannschaft von Premierminister Naoto Kan empfangen.
Bescheidener Lohn
Es ist zu wünschen, dass den Fussballdamen nach der Ehre auch der angemessene Geldsegen zuteil kommt. Die Nadeshiko-Liga ist bis heute nur semiprofessionell organisiert. Viel Spielerinnen arbeiten Teilzeit in der Firma ihres Werkteams, oder begnügen sich mit Kassiererinnen-Jobs in Minimärkten, um ihren Fussballtraum zu verwirklichen.
Selbst der Jahreslohn von Spitzenspielerin Homare Sawa, die derzeit bei INAC Kobe Leonessa spielt, beträgt gemäss Zakzak-News kaum mehr als 3,6 Millionen Yen (32’000 Euro). Spitzenbezahler der Liga war früher noch Stromproduzent Tepco. Den Spielerinnen seines Werksvereins Tepco Mareeze, wo auch Aya Sameshima tätig war (Asienspiegel berichtete), wurde inklusiv firmeninternen Teilzeitjob ein Jahreslohn von 5 Millionen Yen (44’000 Euro) garantiert. Nach der AKW-Katastrophe wurde die Mannschaft jedoch aufgelöst. Gemäss Gendai.net verdient Sameshima bei den Boston Breakers in der US-Profiliga rund 300’000 Yen pro Monat (2700 Euro).
Starstürmerin Karina Maruyama, die bei JEF United Ichihara Chiba Ladies spielt, verdient laut derselben Quelle ebenfalls nur einen bescheidenen Lohn. Das Training beginnt dort jeweils erst am Abend um 19.45 Uhr, weil sich nur so alle Spielerinnen nach ihrer Arbeit treffen können. Leistungsträgerin Mizuho Sakaguchi von Albirex Niigata übt tagsüber einen Fabrikjob aus, den ihr der Klub vermittelt hat, wie die Asahi Shimbun berichtet. Nur 10 Prozent der 220 Spielerinnen besitzen einen Profivertrag.
Mehr Prämien für Nadeshiko
Der japanische Fussballverband hat inzwischen erste Korrekturen bei der WM-Titelprämie angekündigt. Es werde mehr als die bisher vereinbarten 1,5 Millionen Yen (13’000 Euro) Belohnung pro Spielerin geben, versprach Präsident Junji Ogura. Alleine für den WM-Titel in Deutschland hat der japanische Verband 1 Million Dollar erhalten. Die Fussballfrauen sollen nun auch mehr von diesem Geldsegen profitieren dürfen.
Ehrenpräsident Saburo Kawabata sprach noch vor dem WM-Final von einer Erhöhung bis zu 3,5 Millionen Yen pro Spielerin (31’000 Euro). Man habe im Vorfeld so tiefe Prämien festgelegt, weil man wohl keinen WM-Titel erwartet hatte, gestand Kawabata dem Daily Sports Online. Im Vergleich dazu: Das Männerteam hätte bei einem WM-Sieg vor einem Jahr mindestens 35 Millionen Yen (312’000 Euro) pro Person erhalten. Alleine die Siegprämier pro Partie lag bei ihnen bei 2 Millionen Yen (18’000 Euro).
Auch Nadeshiko-Hauptsponsor Kirin hat versprochen die Ausnahmeleistung finanziell zu entlöhnen. Jede Spielerin soll laut der Yomiuri Shimbun eine Sonderprämie über 1 Million Yen (9000 Euro) erhalten. Man wolle damit seine Hochachtung gegenüber dieses Teamgeistes und der Haltung, nie aufzugeben, zum Ausdruck bringen.
Die Nachfrage steigt
Richtig vermarktet könnte der WM-Titel zum grossen Zahltag für Nadeshiko werden. So wird die Nachfrage nach den Fussballdamen in Japan nicht so schnell abreissen. Bereits liegen für Sawa über 50 Anfragen für TV-Auftritte vor. Eine Autobiografie soll sie auch noch schreiben. Eine Werbekampagne mit den Weltmeisterinnen für die Restaurantkette Hotto Motto wurde ebenfalls bereits angekündigt (Asienspiegel berichtete).
Auch die Buchkette Kinokuniya hatt sich eiligst an die gestiegene Nachfrage angepasst. Schnell wurde das vor 3 Jahren erschienene Buch mit dem Titel Homare über Kapitänin Sawa nachbestellt. Und auch das Buch Die Kraft der Nadeshiko von Trainer Norio Sasaki findet reissenden Absatz. In vielen Läden sind die beiden Titel bereits ausverkauft, wie die Sankei Shimbun berichtet.
Eine stärkere Liga
Das Wichtigste wird aber nun sein, die Nadeshiko-Liga finanziell lukrativer zu machen. Der Boom wird dabei helfen. Homare Sawa weiss jedoch nur zu gut, dass dieser nur anhält, solange das Nationalteam auch in den kommenden Jahren erfolgreiche Leistungen vollbringt. «Die Goldmedaille an den Olympischen Spielen ist nun das nächste Ziel», erklärte die Kapitänin an der Pressekonferenz nach der Ankunft.
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