Die Reis-Panik
Mit der anstehenden Reisernte im Spätsommer und Herbst stellt sich unter den Konsumenten in Japan die bange Frage, ob nun selbst das traditionelle Grundnahrungsmittel schlechthin von der austretenden Strahlung aus dem havarierten AKW Fukushima betroffen ist.
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Die Sorge ist gross. Eben erst musste die Regierung die Ausfuhr von Rindfleisch aus 4 Präfekturen untersagen. Bei Rindern, die verstrahltes Reisstroh aus der Präfektur Fukushima gegessen hatten, wurden erhöhte Cäsiumwerte gemessen (Asienspiegel berichtete). Die Regierung reagierte erst, als der Skandal nationale Dimensionen annahm.
Grosse Nachfrage
Entsprechend klein ist das Vertrauen der Kunden in die Arbeit der Behörden. Bereits haben Kunden begonnen, Reis aus der Zeit vor der Katastrophe zu horten. In Tokio berichten Supermärkte der SankeiBiz, dass sich ihr Reisangebot doppelt so schnell verkaufe wie in normalen Jahren.
Kosteten beispielsweise 60 Kilogramm der Hochqualitäts-Reissorte aus der Präfektur Niigata am 9. März 2011 noch 19’100 Yen (170 Euro), sind es am 20. Juli bereits 26’800 Yen (240 Euro), was einer Preissteigerung um gut 40 Prozent entspricht. Weil in den nächsten Monaten ein weiterer Preisanstieg erwartet werden kann, halten viele Grossverteiler den Reis noch zurück.
«Es ist wie eine Reispanik» erklärt ein Kunde der Mainichi Shimbun. Gerade zur jetzigen Jahreszeit ziehen es die japanischen Konsumenten vor, auf die Lieferungen des frisch geernteten und verarbeiteten Reises zu warten. Der Reis vom vorherigen Jahr wird dann gewöhnlich zu einem billigeren Preis abgesetzt.
Erste Messungen beginnen
Um die Sicherheit der Konsumenten zu garantieren, haben rund 14 Präfekturen im Nordosten des Landes bereits begonnen, den Reis noch vor der Ernte auf seine Cäsiumwerte zu messen. Immerhin 40 Prozent der japanischen Reisbestände stammen aus dieser Gegend.
Sollte der Reis den Grenzwert von 500 Becquerel pro Kilogramm übersteigen, hätte dies ein Ausfuhrverbot aus der betroffenen Region zur Folge, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Die Präfekturen haben angekündigt, selbst bei Werten von 200 Becquerel pro Kilogramm sicherheitshalber eine zweite Testkontrolle durchzuführen. Ungeachtet der Messresultate ist anzunehmen, dass der Reis des Jahrgangs 2011 weit unter dem Preisniveau von 2010 liegen wird.
Unabsehbare Folgen
Die Nervosität bei Bauern und Behörden ist gross. Bei den Messungen geht es auch darum, nach dem Rindfleischskandal das Vertrauen der Konsumenten wiederzugewinnen. Denn sollten unvorbereitet zu hohe Cäsiumswerte gemessen werden, wäre der finanzielle Schaden dieser hoch subventionierten Branche immens und die Auswirkungen auf die Märkte und Konsumenten unabsehbar.
Für die ausländischen Konsumenten würde eine Hiobsbotschaft indes kaum Auswirkungen haben. Denn Japan exportiert nur einen Bruchteil der 8 Millionen Tonnen, die jährlich produziert werden.
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