Ein unverzeihlicher Reim
Nach dem 1:0-Führungstreffer von Lierse SK gegen Germinal Beerschot begannen die Sprechchöre, deren Echo bis nach Japan hallen sollte. «Kawashima, Fukushima» schrien die mitgereisten Fans von Germinal Beerschot. Der Adressat war der japanische Lierse-Torhüter Eiji Kawashima, den der europäische Fussballfan spätestens seit der Weltmeisterschaft in Südafrika kennt.
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Es folgten Bierbecher und andere Wurfgeschosse. Eine japanische Journalistin bestätigte gegenüber FNN News die anhaltenden Sprechchöre. «Die Beershot-Fans drehten den Lierse-Unterstützungsgesang ‹Kaaaawashima, Kawashima› in ‹Fuuukishima, Fukushima› um.» Kawashima fühlte sich provoziert, gestikulierte und forderte die gegnerischen Fans auf, damit aufzuhören.
Als die Situation eskalierte, beschwerte sich der 28-Jährige beim Schiedsrichter. Dieser unterbrach in der Folge die Partie für einige Minuten. Schliesslich hörten die aufgebrachten Fans von Germinal Beerschot mit den Rufen auf, der Schiedsrichter pfiff zur Fortsetzung des Spiels. Am Ende resultierte ein 1:1, für Kawashima schien das Resultat für einmal nebensächlich. In Tränen verliess er das Spielfeld.
«Das hat nichts mit Humor zu tun»
«Ich habe nichts gegen Zwischenrufe», schrieb Kawashima später in seinem Blog. Als Fussballprofi sei er sich dies gewohnt. Die Katastrophe in Japan aber als Vorwand für Sprechchöre zu nutzen sei unverzeihlich. Sein Land sei noch immer dran, den immensen Schaden vom März wieder in Ordnung zu bringen. «Fukushima zu schreien, das hat nichts mit Humor zu tun.»
Moralische Unterstützung erhielt der Torhüter vom Nationalmannschaftskollegen Makoto Hasebe, der beim VfL Wolfsburg spielt. «Ich glaube, dass Eiji so gehandelt hat, wie es jeder Japaner tun müsste.» Als Japaner werde man wohl auch in Zukunft mit diesen unliebsamen Vorurteilen konfrontiert. Umso wichtiger sei es, dass man seinen Unmut zum Ausdruck bringe.
Die Entschuldigung
Die Klubleitung von Germinal Beerschot entschuldigte sich später für seine Fans, betonte zugleich, dass Kawashima mit einer unangebrachten Handgeste provoziert habe. Kawashimas Mitspieler entschuldigten sich als Belgier für das Verhalten der Fans. Und auch der 28-jährige Torhüter will den Zwischenfall ad acta legen. Er spiele in Belgien und er liebe auch Belgien, wollte er betont haben.
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