Das nukleare Tauschgeschäft
Vietnam will Atomkraftwerke zu einem seiner zentralen Energielieferanten machen. Die aufstrebende Nation sucht dafür geeignete Partner, die ihr die notwendige Technologie zur Verfügung stellen und setzt dabei auf Japan (Asienspiegel berichtete).
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Dafür hatte die vietnamesische Regierung im Oktober 2010 mit dem japanischen Kabinett des damaligen Premierministers Naoto Kan ein entsprechendes Abkommen geschlossen. Demnach solle Japans Atomproduzenten beim Bau von zwei Reaktoren im südostasiatischen Land beteiligt werden.
Die AKW-Katastrophe von Fukushima führte jedoch zu einem Gesprächsstopp. Seit rund 2 Monaten laufen die Drähte aber wieder heiss. Die Regierung in Hanoi will vorwärts machen. Bereits morgen wird der vietnamesische Premierminister Nguyen Tan Dung in Tokio erwartet. Der Atomdeal wird dabei ein Hauptthema sein.
Vietnams Hunger nach Atomkraft
In einem exklusiven Interview mit der Mainichi Shimbun deutete der Vize-Premierminister Nguyen Xuan Phuc bereits an, dass es dabei um ein Abkommen zum Bau eines Atomkraftwerkes in der Provinz Ninh Tuan gehen werde. Dabei scheint das Schwellenland trotz Fukushima keine Sicherheitsbedenken zu haben. Man habe absolutes Vertrauen in die japanische Atomtechnologie, betonte Vietnams Botschafter in Tokio bereits im September.
Auch die japanische Regierung unter dem neuen Premierminister Yoshihiko Noda will den Atomdeal mit Vietnam zu einem Abschluss bringen, auch wenn ein Grossteil der Bevölkerung nach Fukushima ihren Glauben an die Nuklearenergie endgültig verloren hat (Asienspiegel berichtete) und der Widerstand gegen solche Geschäfte entsprechend gross ist.
Geld und Rohstoffe
Dabei geht es um viel Geld. Japanische Atomtechnologie-Hersteller wie Hitachi, Toshiba und Mitsubishi brauchen dringend neue Märkte. Nicht nur Vietnam, sondern auch die Türkei, Jordanien und Litauen werden als künftige Abnehmer ins Auge gefasst.
Für Japan geht es bei der Annäherung an Vietnam aber auch um die Sicherung von Ressourcen. Die Regierung in Tokio erhofft sich mit einer strategischen Partnerschaft Zugang zur Seltenen Erde, die in der Provinz Lai Chau im Nordwesten von Vietnam vermutet werden. Ein entsprechendes Rahmenabkommen wurde ebenfalls im Oktober 2010 unterzeichnet.
Handelshäuser sind bereit
Der für die Elektronikindustrie essentielle Rohstoff wird heute praktisch ausschliesslich in China gewonnen. Peking schränkt deren Export aus unterschiedlichen Gründen zunehmend ein.
Die Handelshäuser Toyota und Sojitz haben gegenüber Bloomberg Japan bereits ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, mit der Gewinnung von Seltener Erde in Vietnam ab 2013 beginnen zu wollen. 20 Prozent des japanischen Bedarfs soll damit einst abgedeckt werden.
AKW-Bau mit billigen Krediten
Als Gegenleistung fordert Vietnam japanische Atomkraftwerke. Und nicht nur das, Tokio wird Hanoi für den Bau der Nuklearkraftwerke Kredite mit niedrigen Zinsen zur Verfügung stellen. Am Ende wird das japanische Parlament die Zusage geben müssen. Mit Widerstand wird jedoch kaum gerechnet.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken