Der ärmste Premierminister
Nein, er sei kein Goldfisch, sagte der Premierminister Yoshihiko Noda vor seinem Amtsantritt. Viel lieber sehe er sich als Schmerle, ein im Schlamm wühlender Süsswasserfisch. Dieser Vergleich scheint auch auf seine Vermögensverhältnisse zutreffen. Denn Yoshihiko Noda darf sich mit dem Titel des «ärmsten Premierministers» seit fast 3 Jahrzehnten schmücken.
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Denn seit 1984 müssen jeweils alle an- und abtretenden Regierungsmitglieder in Japan ihre privaten Vermögensverhältnisse offenlegen, «um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen», wie es heisst. Noda und seine Frau besitzen gerade mal 17,7 Millionen Yen (166’000 Euro) an Vermögen. Damit unterbietet er seinen nicht gerade reicheren Vorgänger Naoto Kan, der bei seinem Amtsantritt über 22,4 Millionen Yen (209’000 Euro) besass.
Keine Aktien, kein Golfer
Wie der veröffentlichte Regierungsbericht zeigt, gehört zum steuerbaren Vermögen von Premier Noda ein 2-stöckiges Einfamilienhaus im Wert von 10,56 Millionen Yen (rund 99’000 Euro) im Heimatort Funabashi in der Präfektur Chiba. Das Land, auf dem das Haus steht, wird mit 4,58 Millionen Yen (43’000 Euro) geschätzt. Ausserdem haben er und seine Frau noch Geld über 2,6 Millionen Yen (24’000 Euro) auf dem Bankkonto und eine stattliche Hypothek über 33,8 Millionen Yen (316’000 Euro).
Hinzu kommen noch 3 Privatautos – ein Nissan, ein Honda und ein Toyota. Der ehemalige Finanzminister besitzt auch keine Aktien und ist nicht Mitglied eines Golfklubs. Eine Seltenheit in den politischen und wirtschaftlichen Machtzirkeln Japans.
«Arme» Kabinettsmitglieder
Doch auch seine Kabinettsmitglieder besitzen über vergleichsweise bescheidene Privatfinanzen. Das Durchschnittsvermögen der gesamten Regierung beträgt 50 Millionen Yen (468’000 Euro). Das ist immer noch einiges mehr als Nodas Besitz.
Der Reichste unter ihnen ist Kenji Yamaoka, Minister für Öffentliche Sicherheit mit einem Vermögen über 254 Millionen Yen (2,4 Millionen Euro). Yamaoka ist zudem das einzige Kabinettsmitglied, das über 100 Millionen Yen verfügt.
Der allerärmste ist übrigens der 40-jährige Umweltminister Goshi Hosono mit 7,42 Millionen Yen (69’500 Euro). Das störe ihn überhaupt nicht, sagte Hosono dazu. Solange er davon leben könne, sei er zufrieden.
Die reichen Vorgänger
Noda entstammt aus bescheidenen Verhältnissen. Er war der jüngste von 6 Geschwistern, geerbt hat er nichts. Das war bei seinen Vorgängern, die nicht selten aus einer Politikerdynastie stammten ganz anders.
So war beispielsweise Parteikollege und Ex-Premier Yukio Hatoyama (2009 – 10 im Amt) der Enkel von Ex-Premier Ichiro Hatoyama (1954 – 56) sowie Bridgestone-Gründer Shojioro Ishibashi – und somit steinreich.
Wie bei der Schmerle, hatte Premier Noda auch für diesen Fall die richtige Antwort parat. Er habe zwar nicht gemerkt, dass er gleich der Premier mit dem geringsten Vermögen seit 1984 sei, sagte er an einer Pressekonferenz und fügte mit einem Seitenhieb an seine Vorgänger an: «Es ist nun mal das Geld, das ich alleine verdient habe. Da kann man nichts machen.»
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