Mini-Hotspots in Tokio
Vor einer Woche wurde in einem Haus im Tokioter Bezirk Setagaya eine erhöhte Strahlung gemessen. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei um eine Kiste, die hoch radioaktives Radiumpulver in Flaschen enthielt (Asienspiegel berichtete). Mit Fukushima hatte dies nichts zu tun. Dennoch bleibt in der japanischen Hauptstadt die Sorge vor lokal verseuchten Gebieten gross.
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So wurde in einer Grundschule im Bezirk Adachi im Norden Tokios unterhalb eines Fallrohrs einer Dachrinne eine erhöhte Strahlung gemessen. 5 Zentimeter über dem Boden mass man 3,99 Mikrosievert pro Stunde. Aufs Jahr berechnet, wären dies 21 Millisievert. Das ist mehr als die 20 Millisievert, die man bei einer strahlenexponierten Arbeit über 12 Monate abkriegen darf.
Verdächtige Abflussrinnen
Mini-Hotspots nennen die Japaner diese auf kleinstem Raum verseuchten Stellen. Sie entstehen durch angesammeltes Regenwasser. Zumeist sind es Wasserrinnen, wo höhere Strahlenwerte beobachtet werden. Es sind Stellen, an denen sich Regenwasser über Tage hinweg ansammeln kann und die Strahlenkonzentration sprunghaft ansteigen lässt.
Auch an anderen Orten inner- und ausserhalb der Hauptstadt kommen die Mini-Hotspots vor. In Funabashi in der Präfektur Chiba wurde an einer Stelle auf einem Spielplatz gar eine Strahlung von 5,82 Mikrosievert pro Stunde gemessen.
Die Behörden versuchen derweil zu beruhigen. Kein Mensch werde über Stunden oder Monate hinweg an solchen Mini-Hotspots verweilen. Zu kleinräumig sei die jeweilig verseuchte Stelle. Daher würde kaum eine Gefahr für die Gesundheit bestehen, versichern selbst Nuklearexperten.
Boden abtragen
Als Sofortmassnahme bleibt den Behörden zurzeit nichts anderes übrig, als die betroffene Stelle abzuriegeln, den Boden am entsprechenden Ort abzutragen und regelmässig weiterzumessen. Speziell Schwimmbäder, Spiel- und Sportplätze sowie Schulen bleiben unter Beobachtung. Insgesamt 800 sensiblen Stellen werden im Bezirk Adachi auf mögliche Mini-Hotspots abgesucht. Es ist eine aufwendige und kostspielige Arbeit.
An der betroffenen Grundschule hat man bereits rund 5 Zentimeter der verseuchten Erdschicht abgetragen und entsorgt. Auf 0,15 Mikrosievert sank der Wert nach der Dekontamination, wie die Asahi Shimbun berichtet. Während an der betroffenen Grundschule der Sportunterricht im Hof als Sicherheitsmassnahme abgesagt wurde, gingen der sonstige Schulbetrieb ganz normal weiter. Denn die Bewohner von Tokio werden sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass auch in Zukunft weitere Mini-Hotspots in ihrer Stadt lokalisiert werden.
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