Von Ministern und Idioten
Tatsuo Hirano ist Japans neuer Wiederaufbauminister, nachdem sich sein Vorgänger Ryu Matsumoto vor 3 Monaten im Gespräch mit dem Gouverneur der Krisenpräfektur Miyagi im Ton und Verhalten vergriffen hatte (Asienspiegel berichtete).
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Hirano, in der Präfektur Iwate geboren und damit selbst aus einer vom Tsunami betroffenen Region, würde die richtigen Worte finden, war die Regierung überzeugt. Entsprechend hielt auch der neue Premierminister Yoshihiko Noda an ihm fest.
Umstrittene Äusserung
Doch selbst Tatsuo Hirano scheint so seine Probleme mit der angemessenen Wortwahl zu haben. Bei einem Treffen mit Parteikollegen in Nihonmatsu in der Präfektur Fukushima äusserte er sich zum Verhalten der Bewohner auf die Tsunamiwarnung am 11. März.
«Es gab Leute, die sich vor dem Tsunami in Sicherheit gebracht hatten. Dann gab es aber auch Idioten, wie meinen Schulfreund, die nicht flüchteten. Nun ist er tot», sprach der Wiederaufbauminister auf dem Podium stehend ins Mikrofon .
Die Reaktionen
Wie gewohnt reagierte die Opposition umgehend. «Verstorbene Menschen als Idioten zu bezeichnen, von einem Minister so etwas zu hören, ist unverzeihlich», meinte Tadamori Oshima, Vize-Präsident der Liberaldemokraten.
Tatsuo Hirano erklärte sich in der Folge in der Unterhauskommission für den Wiederaufbau. «Ich habe mich wieder gefragt, weshalb mein Schulfreund nicht geflüchtet war. In diesem Sinne sind mir meine persönlichen Gedanken an ihn herausgerutscht.» Er wolle sich bei allen entschuldigen, die sich durch seine Äusserungen angesprochen fühlten, fuhr er fort.
Regierung hält zu Hirano
Premier Noda scheint derweil an Hirano festhalten zu wollen. «Das ist wirklich bedauerlich, dass hier persönliche Gefühle zum Ausdruck kamen», sagte Kabinettssekretär Osamu Fujimura und betonte, dass man an Hirano festhalten werde.
So sicher darf sich die Regierung dabei aber nicht sein. Den Wirtschaftsminister Yoshio Hachiro hatte sie bereits nach 8 Tagen wegen einer tollpatschigen Bemerkung verloren.
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