Die trügerische Ruhe in Fukushima
Exakt 8 Monate nach der Tsunami-Katastrophe wurden erstmals Journalisten auf das Gelände des havarierten AKW Fukushima I gelassen. Für Betreiber Tepco ging es darum zu zeigen, dass die Arbeiten voran gehen und alles so weit in Ordnung ist.
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Das J-Village, die ehemalige von Tepco finanzierte nationale Sportausbildungsstätte, ist zu einem logistischen Hauptzentrum für die Rettungsarbeiten geworden (Asienspiegel berichtete). Hier ist der offizielle, streng bewachte Eingang zur 20-Kilometer-Sperrzone (ein Video dazu hier).
Eine rosige Welt
Im J-Village werden die Rettungsarbeiten empfangen und anhand neuester, den Journalisten präsentierten Maschinen auf Strahlung getestet. Eine neu eingerichtete Schlafstätte und ein Kantine sollen die Ruhepausen angenehmer machen.
Täglich sind hier 2100 Arbeiter am Werk, um die Folgen der drei Kernschmelzen einzudämmen. Einer von ihnen bestätigt gegenüber ANN News, dass alles ein bissschen besser geworden ist. «Man sieht, dass sich die Lage hier stablisiert hat.»
Unzufriedenheit unter den Rettungsarbeitern
Doch hinter der rosigen Fassade herrscht Unzufriedenheit und Unsicherheit, wie die Japan Times berichtet. So haben Rettungsarbeiter dem Lokalabgeordneten der Grossstadt Iwaki, die am südlichen Küstenrand der Präfektur Fukushima liegt, von äusserst schlechten Arbeitsbedingungen berichtet.
Viele der Rettungsarbeiter sind bei Subunternehmen von Tepco angestellt. Oft fehlt es ihnen an einer Arbeits- und Krankenversicherung. Ein Umstand, der illegal ist, aber gerne vorkomme. Zudem berichten einige, dass sie ihren Arbeitsvertrag nur mündlich abgeschlossen hätten.
Gefährlicher Verschleiss an Fachkräften
Ein weiteres Problem ist der unglaubliche Verschleiss an Arbeitskräften. Wenn ein Rettungsarbeiter einmal die kritische Strahlenlimite erreicht hat, wird er von den Subunternehmern einfach entlassen – ohne jegliche Garantien für eine weitere Beschäftigung oder eine zusätzliche Betreuung. Bei 40 Millisievert ist gewöhnlich Schluss.
Mit den zahlreichen Abgängen verliert Tepco gleichzeitig auch viel gut ausgebildete Rettungsarbeiter, die zunehmend durch unerfahrene Kollegen ersetzt werden müssen. Dabei wären Fachkräfte bitter nötig, um den Gefahrenherd unter Kontrolle zu halten.
Menschliches Versagen
Unter diesen Umständen erhöht sich langfristig die Gefahr eines menschlichen Fehlers, der zu weiteren Komplikationen führen könnte. «Rund 90 Prozent der Unfälle in einem AKW passieren durch menschliches Versagen», erklärt Yukiteru Naka, der mit seiner Firma selbst Rettungsarbeiter ins AKW-Areal entsendet, der Japan Times. «Menschliches Versagen bedeutet meistens, dass es an erfahrenen Arbeitern fehlt, welche die Situation unter Kontrolle halten könnten.»
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