Es geht auch ohne Atomstrom
Aus der Hauptzentrale des Stromkonzerns Tepco sickerte eine Meldung heraus, die es in sich hat. Demnach soll das Unternehmen berechnet haben, dass seine Stromversorgung für den nächsten Sommer gesichert sei, selbst wenn kein einziges, hauseigenes AKW mehr laufen würde. Dies hat die Nachrichtenagentur Kyodo über einen Offiziellen des Konzerns in Erfahrung gebracht.
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- Obwohl Tepco* damit rechnet, dass der Stromverbrauch ansteigen wird, könnten die notwendigen 57 Millionenkilowatt durch Investitionen in andere Energieträger wie Wasser- oder Wärmekraftwerke kompensiert werden.
Unterschiedliche Lesarten
Zuvor hiess es von Seiten Tepcos stets, dass die Atomkraft der Hauptpfeiler der japanischen Energieversorgung sei. Von diesem Standpunkt rücke man auch nicht ab, betont der Offizielle gegenüber Kyodo.
Mit der Einschätzung wollte man nur sagen, dass die Wahrscheinlichkeit hoch sei, dass es auch ohne Atomkraftwerke im nächsten Sommer zu keinen Stromausfällen kommen werde, so die offizielle Lesart.
Nur noch 2 Reaktoren von Tepco in Betrieb
Stromproduzent Tepco, dessen Versorgungsgebiet die Grossregion Tokio und den Nordosten beinhaltet, ist im Besitz von 17 der insgesamt 54 japanischen Reaktoren. Zur Zeit sind aber nur noch 2 dieser 17 Reaktoren in Betrieb, die sich beide im AKW Kashiwazaki-Kariwa in der Präfektur Niigata befinden.
Alle anderen sind entweder durch die Katastrophe komplett ausgefallen oder mussten wegen der gesetzlich verordneten Sicherheitskontrollen vorläufig abgeschaltet werden. Aber auch diese letzten 2 Reaktoren im AKW Kashiwazaki-Kariwa müssen im Januar und März für Kontrollen heruntergefahren werden.
So besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Tepco schon bald über keinen angeschalteten Reaktoren mehr verfügt. Denn der Gouverneur der Präfektur Niigata, Hirohiko Izumida, hat bereits seinen Widerstand gegen eine Wiederinbetriebnahme aller ausgesetzten Reaktoren im AKW Kashiwazaki-Kariwa angedeutet.
Bald schon kein Reaktor mehr in Betrieb?
Diese Entwicklung ist im ganzen Land zu beobachten. Momentan sind nur noch 11 von 54 Reaktoren in Japan in Betrieb. Die meisten von ihnen wurden routinemässig abgeschaltet – in Japan müssen per Gesetz die Reaktoren alle 13 Monate auf ihre Sicherheit geprüft werden. Wegen Fukushima weigern sich aber die lokalen Regierungen und Einwohner seit Monaten, diese wieder hochzufahren. Nur in einem Ausnahmefall wurde ein Reaktor in Kyushu wieder angeschaltet (Asienspiegel berichtete). Von der Regierung angeordnete Stresstests sollen nun Klarheit über die Sicherheit der AKW bringen.
Hält die Entwicklung an, könnte schon im Frühling des nächsten Jahres der letzte Reaktor vom Netz genommen werden. Nun scheint dies auch für Tepco plötzlich kein Problem mehr zu sein.
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