Im Tempel der Yakuza
Der 788 gegründete buddhistische Tempel Enryaku-ji im Norden von Kyoto ist als UNESCO-Welterbe ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt – und auch für die Yakuza. Hier halten die Mitglieder der Yamaguchi-gumi, die grösste japanische Mafia-Gruppierung, einmal pro Jahr Gebete für ihre verstorbenen Anführer ab. Selbst Gebetstafeln, auf denen ihre buddhistischen Totennamen geschrieben stehen, bewahrt der Tempel für sie auf. Doch damit soll nun Schluss sein.
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Die Tempel-Leitung hat den Mitgliedern der Yamaguchi-gumi und ihren Verwandten jeglichen Besuch untersagt. Dies habe sie der kriminellen Gruppierung bereits im Juni schriftlich mitgeteilt. Die Yamaguchi-gumi soll das Anliegen offenbar akzeptiert haben, wie die Asahi Shimbun berichtet.
«Kondolenzgelder» in Millionenhöhe
Der Enryaku-ji war schon früher wegen seines lockeren Umgangs mit kriminellen Besuchern in die Schlagzeilen geraten. Im April 2006 hielten rund 90 Mitglieder der Yamaguchi-gumi einen Totendienst ab. Der Anlass soll auch dazu genutzt worden sein, um der Gruppierung «Kondolenzgelder» in Millionenhöhe zu überreichen, wie die Asahi Shimbun berichtet.
Der Vorfall löste einen medialen Aufruhr aus, worauf die Leitung des Enryaku-ji geschlossen zurücktreten musste. Trotz allem gingen die Besuche der Yakuza weiter. Man habe nur noch Verwandten der verstorbenen Anführer den Eintritt gewährt, heisst es offiziell. Gemäss der Polizei gingen aber auch Mitglieder ein und aus.
Die Yakuza und Olympus
Die offizielle Medienmitteilung des Enryaku-ji kommt denn auch infolge neuer Erkenntnisse im Bilanzfälschungsskandal des Kameraherstellers Olympus. Gemäss der New York Times beträgt die Lücke in ihrer Bilanz nun schon mindestens 4,9 Milliarden Dollar.
Die Yakuza soll dabei mitgeholfen, die Unsummen zu verschleiern und dafür satte Beraterhonorare kassiert haben. Der Skandal offenbart eine neue Dimension krimineller Machenschaften der japanischen Mafia. Diese nistet sich neben ihrem klassischen Geschäftsbereich der Prostitution, Drogenhandels und Erpressungen zunehmend in gewöhnlichen Wirtschaftsunternehmen ein.
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