Der letzte Auftritt
Der verstorbene nordkoreanische Diktator liebte es, die Errungenschaften seines von der Welt abgeschnittenen Landes persönlich zu inspizieren. Kein Monat verging ohne ein Foto vom geliebten Führer in einer Fabrik oder an einem Sportanlass.
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Selbst an seinem offiziellen Todestag, dem 17. Dezember 2011, zögerte die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA nicht, Kim Jong-il ein letztes Mal fotografisch in Aktion zu zeigen – auf einer herunterfahrenden Rolltreppe im Supermarkt von Pjöngjang, dem ersten des Landes.
Investition aus China
Ein paar Treppen dahinter ist ein ganzer Begleittross zu sehen, darunter auch der designierte Nachfolger Kim Jong-un, der die gleiche Kleidung wie sein Vater trägt. Ebenfalls mit dabei ist Ri Chol, der ehemaligen UNO-Botschafter in Genf und heutige Vorsitzende einer Kommission, die sich um chinesische Investitionen in Nordkorea bemüht.
«Wir nehmen an, dass Kim den Bau des Supermarkets anordnete, nachdem er im Mai bei seinem China-Besuch in Yangzhou einen solchen besuchten hatte», meint ein Offizieller des südkoreanischen Ministeriums für die Wiedervereinigung gegenüber der Chosun Ilbo. Die Präsenz von Ri Chol deute zudem darauf hin, dass für die Bewerkstelligung dieses Projekt chinesische Gelder geflossen seien.
17 Stunden mehr als bei Kim Il-sung
Von wann genau das Foto wirklich stammt, ist unklar. Vom letzten Samstag wird es kaum gewesen sein. Denn bereits am Morgen des 17. Dezembers 2011, um 8 Uhr, war Kim Jong-il an einem Herzinfarkt verstorben. Erst 51 Stunden später, am 19. Dezember, wurde die Nachricht seines Todes am Staatsfernsehen verkündet.
Im Vergleich dazu waren im Juli 1994 nur 34 Stunden notwendig, um den Tod von Kim Il-sung zu vermelden, wie die Mainichi Shimbun nachgerechnet hat. Das ist ein Unterschied von 17 Stunden. «Es kann sein, dass es diese Zeit brauchte, um nach dem Tod von Kim Jong-il Machtkämpfe und Tumulte in der Führungselite zur Ruhe zur bringen», vermutet eine Quelle des südkoreanischen Aussenministeriums gegenüber derselben Zeitung.
Der letzte Zeitgewinn
So ist Nachfolger Kim Jong-un nur 27 Jahre alt und weit davon entfernt in einer gefestigten Machtposition zu sein. Vater Kim Jong-il hatte im Gegensatz dazu über 20 Jahre Zeit, um sich ganz oben zu etablieren. In diesem Sinne war die Supermarkt-Publikation von Kim Jong-il ein allerletzter Zeitgewinn für die Nachfolgeregelung in Nordkorea.
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