Das schlimms­te Szenario

Bewohner aus der Stadt Iitate. Sie wurden im Zuge des AKW-Unglücks evakuiert.
Bewoh­ner aus der Stadt Iita­te. Sie wur­den im Zuge des AKW-Unglücks eva­ku­iert. flickr/​Irish Typepad

Es waren die dra­ma­tischs­ten Wochen in der Geschich­te Japans, als nach dem 11. März im AKW Fuku­shi­ma 1 ein Reak­tor­ge­häu­se nach dem ande­ren in die Luft ging. Für ein paar Wochen herrsch­te der tota­le Aus­nah­me­zu­stand. Min­des­tens 3 Reak­to­ren waren aus­ser Kon­trol­le. Nie­mand wuss­te, wie sich die Kata­stro­phe wei­ter ent­wi­ckeln würde.

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Die Regie­rung eva­ku­ier­te alle Bewoh­ner, die 20 Kilo­me­ter oder näher vom AKW leb­ten. Abge­se­hen davon ging es in Tokio dar­um, Ruhe zu bewah­ren. Doch intern berei­te­te sich das Kabi­nett in jenen März-Tagen auf das Schlimms­te vor, wie ein gehei­mes Doku­ment der japa­ni­schen Atom­ener­gie­be­hör­de offen­legt, das der Nach­rich­ten­agen­tur Kyo­do zuge­spielt wurde.

In die­sem 15-sei­ti­gen Doku­ment befass­ten sich Exper­ten mit dem Sze­na­rio einer unkon­trol­lier­ba­ren AKW-Kata­stro­phe in Fuku­shi­ma. Unvor­her­seh­ba­re Situa­tio­nen soll­ten dar­in abge­klärt wer­den. Der Bericht ging auf mög­li­che Eska­la­ti­ons­stu­fen zum dama­li­gen Zeit­punkt ein.

Eva­ku­ie­rung von Tokio

Auch die Eva­ku­ie­rung wei­te­rer Gebie­te wur­de ange­spro­chen, soll­te die Ret­tungs­ar­bei­ten nichts fruch­ten und die Strah­lung sich rasant erhö­hen. Eine Zwangs­räu­mung im Umkreis von 170 Kilo­me­ter wäre eine Kon­se­quenz gewe­sen. Im Doku­ment wird zudem eine «frei­wil­li­ge Eva­ku­ie­rung» bis zu 250 Kilo­me­ter empfohlen.

Unter die­sen Umstän­den wären die Haupt­stadt Tokio, aber auch Sen­dai oder Fuku­shi­ma-City betrof­fen gewe­sen. Es wäre eine kaum bewäl­tig­ba­re Auf­ga­be gewe­sen. Allei­ne der Gross­raum Tokio zählt 35 Mil­lio­nen Men­schen. Aus­ser­dem heisst es im Bericht, dass die ver­seuch­ten Gebie­te «über Jahr­zehn­te hin­aus» nicht mehr sicher wären.

Der dama­li­ge Pre­mier­mi­nis­ter Nao­to Kan erhielt das bri­san­te Doku­ment am 25. März 2011 zuge­spielt. Er und sein Kabi­nett ent­schlos­sen sich jedoch auf wei­te­re Eva­ku­ie­run­gen zu ver­zich­ten. Das Doku­ment wur­de als geheim dekla­riert. «Der Inhalt war so bri­sant, dass es für nich­tig erklärt wur­de», sagt ein hoher Beam­ter der Nach­rich­ten­agen­tur Kyodo.

Intrans­pa­ren­te Regierung

Goshi Hoso­no, der der­zei­ti­ge Minis­ter für die AKW-Kata­stro­phe, bestä­tigt inzwi­schen die Exis­tenz des Doku­ments. Man habe von einer Publi­ka­ti­on abge­se­hen, um kei­ne Mas­sen­pa­nik zu schü­ren. Aus­ser­dem wäre genug Zeit für eine Eva­ku­ie­rung geblie­ben, so Hoso­no weiter.

Für die japa­ni­sche Öffent­lich­keit ist die­se Nach­richt ein wei­te­rer Beweis für die anhal­ten­de Intrans­pa­renz bei der Bewäl­ti­gung der gröss­ten Kri­se der Nach­kriegs­ge­schich­te. Trotz des Wis­sens um die dama­li­ge Gefahr ver­heim­lich­te die Regie­rung lan­ge eine Kern­schmel­ze und spiel­te die Gesund­heits­ri­si­ken stets her­un­ter. Der Ruf nach mehr Infor­ma­tio­nen zur AKW-Kri­se wird damit noch lauter.

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