Der Aufmarsch der Massen
In den japanischen Medien scheint es kaum eine Nachricht wert zu sein. Doch der gestrige Aufmarsch der Massen in Tokio liess niemanden kalt. In einer fast endlos scheinenden Schlange riefen über 12’000 Menschen zum Stopp gegen die Atomkraft auf. Der Verkehr kam für kurze Zeit zum Erliegen. «Schützt unsere Kinder! Keine Wiederinbetriebnahme der Atomkraftwerke! Gebt uns Fukushima zurück!» schrien sie.
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Manch einer mag diesen fast endlos scheinen bunten Demonstrationszug als bedeutungslosen Zirkus brandmarken. Für Japaner sei Protest etwas Fremdes, heisst es immer wieder in westlichen Medien. Während Deutschland, die Schweiz und Italien sich für einen Ausstieg aus der Atomkraft ausgesprochen haben, bleibt das politische Japan apathisch. Doch auf lokaler Ebene bewegt sich einiges.
Nur noch 3 von 54 Reaktoren sind in Japan in Betrieb. Alle 13 Monate müssen die Atomreaktoren für Unterhalts- und Kontrollarbeiten angehalten werden. Normalerweise reicht fürs Hochfahren ein Einverständnis der Regierung in Tokio. Seit der AKW-Katastrophe von Fukushima weigern sich aber die lokalen Regierungen und Einwohner ihre Reaktoren wieder anzuschalten, auch wenn die Zentralregierung offiziell weiterhin an der Atomenergie festhält (Asienspiegel berichtete).
Eindrücklicher Aufmarsch
Der Widerstand gegen die Atomkraft wächst in der Bevölkerung. Mittlerweile finden in Tokio regelmässig Demonstrationen statt. Inzwischen muss sich die Politik in den Metropolen Tokio und Osaka über Anti-AKW-Petitionen der Bevölkerung auseinandersetzen (Asienspiegel berichtete). An der Spitze dieser Bewegung ist auch der Literatur-Nobelpreisträger Kenzaburo Oe.
Am Samstag erhob er im Tokioter Meiji-Park seine Stimme. «Wir hinterlassen den radioaktiven Abfall unseren Enkeln. Nur schon dies widerspricht jeglicher ethischem Verstand», sagte er der versammelten Menge. Die Medien in Japan mögen nur spärlich darüber berichten. Doch wer dort war, weiss: Es verändert sich etwas in Japan.
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