Das Ende einer Illusion
Lange hielt die Regierung die Illusion aufrecht, dass die fast 80’000 evakuierten Bewohner der 20-Kilometer-Sperrzone um das havarierte AKW Fukushima in absehbarer Zeit zurückkehren könnten. Dafür wurde ein gigantisches Dekontaminierungs-Projekt in Gang gesetzt. Diesen Monat lockerte die Regierung schliesslich erstmals die Bestimmungen für die Gemeinden Kawauchi, Tamura und Minamisoma. Einige dieser Bewohner dürfen nun tagsüber zurückkehren.
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Eine temporäre Rückkehr wird ermöglicht, falls der Grenzwert von 20 Millisievert pro Jahr nicht überschritten wird. Das ist immer noch überdurchschnittlich viel. Für eine Person ohne strahlenexponierten Beruf wird eine Belastung von 1 Millisievert pro Jahr als gesundheitlich vertretbar angesehen.
In 8 weiteren Gemeinden um das AKW Fukushima ändert sich jedoch nichts. Die Sperrzone wird bis auf weiteres aufrecht erhalten. Für 3 davon haben sich spätestens seit vergangenem Sonntag gar alle Hoffnungen zerschlagen.
Mehr als 20 Jahre keine Rückkehr
So erklärte Umweltminister Goshi Hosono, dass weite Teile von Okuma, Futaba und Namie in den nächsten 20 Jahren nicht mehr bewohnbar sein würden. Es sind die nordwestlich vom AKW gelegenen Kleinstädte, die durch die damaligen Windverhältnisse am stärksten von der Nuklearkatastrophe betroffen waren, wie eine Visualisierung der Mainichi Shimbun aufzeigt.
Somit hat die Regierung in Tokio erstmals eingestanden, dass die Sperrzone in vielen Gebieten mehrere Jahrzehnte Gültigkeit haben wird. Zurzeit weisen alleine die Städte Futaba und Namie Strahlenwerte von über 50 Millisievert pro Jahr auf. Gemäss Regierungsangaben werden selbst nach 20 Jahren alle 3 betroffenen Städte noch Werte über den kritischen 20 Millisievert aufweisen.
Aus Städten werden Zwischenlager
Die Bürgermeister der Gemeinden in der Sperrzone haben ihren Glauben an Tokio schon längst verloren. Sie befürchten, dass ihre Städte am Ende zu Zwischenlagern für verseuchte Erde benutzt werden (Asienspiegel berichtete). Umweltminister Hosono plant in Futaba, Namie und Okuma gar temporäre Lagerstätten für alte Brennstäbe zu errichten, wie die Nikkei Shimbun schreibt.
Die betroffenen Gemeinden führen ihre Verwaltungen seit letztem Jahr in verschiedenen Städten in der Region provisorisch weiter. So ist der Bürgermeister von Futaba, Katsutaka Idogawa, mit 500 Einwohnern auf ein Schulgelände in der Präfektur Saitama gezogen (Asienspiegel berichtete). Für diese Menschen war der vergangene Sonntag das Ende einer Illusion auf eine baldige Rückkehr.
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