Die AKW-Kri­tik des Ex-Premiers

Japans Ex-Premierminister Naoto Kan.
Japans Ex-Pre­mier­mi­nis­ter Nao­to Kan. Foto: Guil­lau­me Pau­mier / Wiki­me­dia Com­mons, CC-by-3.0/ http://​www​.gpau​mier​.org/

Am 6. Mai 2011 erklär­te der dama­li­ge japa­ni­sche Pre­mier­mi­nis­ter Nao­to Kan das AKW Hamao­ka zwi­schen den Metro­po­len Tokio und Nago­ya für den Fall eines mas­si­ven Erd­be­bens und eines dar­auf fol­gen­den Rie­sen-Tsu­na­mi als nicht genü­gend gesi­chert. Ein Super-Gau in die­ser Regi­on hät­te für die Bevöl­ke­rung und die Wirt­schaft des Lan­des unge­ahn­te Folgen.

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3 Tage spä­ter beug­te sich der Betrei­ber Chubu Elec­tric Power dem Druck und nahm das Kern­kraft­werk vom Netz (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Es war das ein­zi­ge Mal, dass die Tokio­ter Regie­rung nach der Kata­stro­phe von Fuku­shi­ma aktiv die Still­le­gung eines AKW gefor­dert hat­te. Nao­to Kan lös­te damit unbe­ab­sich­tigt eine Ent­wick­lung aus, die zum heu­ti­gen AKW-Null-Zustand geführt hat (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Ein 18-Meter-Schutz­wall

Für Chubu Elec­tric Power bleibt die Still­le­gung ein rein vor­läu­fi­ger Zustand. Hier will der Betrei­ber Nägel mit Köp­fen machen. Dafür inves­tiert er gemäss der Nik­kei Shim­bun 140 Mil­li­ar­den Yen (rund 1,3 Mil­li­ar­den Euro), um das AKW Hamao­ka vor mög­li­chen Rie­sen­wel­len zu sichern.

Eine 18 Meter hohe Schutz­mau­er auf einer Län­ge von 1,6 Kilo­me­ter wird der­zeit gebaut. Bis zu 30 Meter tief in die Erde wird die Mau­er posi­tio­niert. Aus­ser­dem sol­len Not­fall-Gene­ra­to­ren und Was­ser­tanks zur Küh­lung der Brenn­stä­be auf einer siche­ren Anhö­he von 30 bis 40 Metern gebaut wer­den. Mit der schie­ren Grös­se des Pro­jekts will Chubu Elec­tric Power die Bevöl­ke­rung von der Sicher­heit des AKW überzeugen.

Kei­ne Garan­tie von Kan

Ob sich die­se Inves­ti­tio­nen aus­zah­len, steht nach der aktu­el­len Ent­wick­lung in den Ster­nen. In Japan läuft kein ein­zi­ges AKW mehr. Zudem stellt der dama­li­ge Pre­mier­mi­nis­ter Nao­to Kan in einem Inter­view mit der Mai­ni­chi Shim­bun die Bemü­hun­gen von Chubu Elec­tric Power in Fra­ge. Er habe dem Betrei­ber damals kei­ne Garan­tie für eine Wie­der­in­be­trieb­nah­me von Hamao­ka gege­ben. «Das ist ledig­lich etwas, das sich Chubu wünscht», sag­te Kan dazu.

Der Strom­kon­zern stützt sich der­weil auf ein Gespräch mit dem dama­li­gen Wirt­schafts­mi­nis­ter Ban­ri Kai­eda. Die­ser soll Chubu Elec­tric Power ver­si­chert haben, dass bei einer Anpas­sung der Sicher­heits­mass­nah­men ein Start erlaubt würde.

Für den inzwi­schen beken­nen­den Atom­aus­stiegs-Befür­wor­ter Kan ist das AKW Hamao­ka in der Prä­fek­tur Shi­zuoka ein spe­zi­ell sen­si­bler Fall. Inner­halb des kri­ti­schen 20-Kilo­me­ter-Radi­us lie­gen Auto­bahn und Hoch­ge­schwin­dig­keits­li­nie, wel­che Tokio mit den Metro­po­len Nago­ya und Osa­ka ver­bin­den. Ein Super-Gau wür­de bedeu­ten, dass «Japans Wirt­schafts­ader» in der Sperr­zo­ne zu lie­gen käme, so Nao­to Kan. «Die Aus­wir­kun­gen wären grös­ser als bei der Fukushima-Krise.»

Das AKW Hamaoka in der Präfektur Shizuoka.
Das AKW Hamao­ka in der Prä­fek­tur Shi­zuoka. flickr/​yubo­ku­min

Der loka­le Widerstand

Gegen die Plä­ne von Chubu Elec­tric Power spricht auch eine kürz­lich von der Regie­rung beauf­trag­te Stu­die, die beim AKW Hamao­ka von einer mög­li­chen Tsu­na­mi-Wel­le von bis zu 21 Metern aus­geht (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Der zur­zeit in Bau befind­li­che Schutz­wall von 18 Metern wür­de damit nicht aus­rei­chen. Für Gou­ver­neur Hei­ta Kawa­katsu von der Prä­fek­tur Shi­zuoka hät­ten die­se neu­en Erkennt­nis­se «einen offen­sicht­li­chen Ein­fluss» auf die Ent­schei­dung, ob das AKW Hamao­ka jemals wie­der hoch­ge­fah­ren wür­de. «Das sind ernst­haf­te Zah­len», sag­te der Gou­ver­neur Anfang April.

Zudem müss­te Chubu Elec­tric Power von 5 umlie­gen­den Gemein­den die Ein­wil­li­gung zum Hoch­fah­ren ein­ho­len. Die Still­le­gung aller Reak­to­ren im Land wird auch auf ihre Ent­schei­dungs­fin­dung einen Ein­fluss haben. Dem Kon­zern bleibt nichts ande­res übrig, als die Andro­hung einer Erhö­hung der Strom­ge­büh­ren. Chubu Elec­tric Power schreibt rote Zah­len. Die Umstel­lung auf ther­mi­sche Kraft­wer­ke haben die Brenn­stoff­kos­ten auf über 50 Pro­zent anstei­gen las­sen. Zudem gehen auch die Sicher­heits­mass­nah­men ins Geld.

Kans Kri­tik

An die Argu­men­te der Strom­kon­zer­ne scheint Nao­to Kan nicht mehr zu glau­ben. Auch im Fall von Kan­sai Elec­tric, das von einer Ver­sor­gungs­lü­cke spricht, soll­te das AKW Oi in der Prä­fek­tur Fukui nicht bald wie­der ange­schal­tet wer­den, hat der ehe­ma­li­ge Pre­mier so sei­ne Zwei­fel (Asi­en­spie­gel berich­te­te). «Ist es wirk­lich wahr, dass wir nicht genü­gend Elek­tri­zi­tät haben?», fragt er sich im Inter­view mit der Mai­nich Shim­bun. Er per­sön­lich sei davon über­zeugt, dass der Som­mer mit den ent­spre­chen­den Spar­mass­nah­men auch ohne Strom­aus­fäl­le bewäl­tigt wer­den könne.

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