Für immer im Hotel Mama
In Japan lebt es sich am besten bei den Eltern. Gemäss einer Schätzung des Innenministeriums leben 2,95 Millionen Japaner im Alter zwischen 35 und 44 Jahren noch immer bei Mama und Papa. Das entspricht 16,1 Prozent aller Japaner dieser Alterskategorie, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Diese Zahlen haben sich in den letzten 20 Jahren verdreifacht.
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In den 1990er-Jahren gab Professor Masahiro Yamada von der Universität Chuo diesem Phänomen den Namen «Parasiten-Single». Die negativ angehauchte Bezeichnung rührt von der damaligen Annahme, dass die meisten Betroffenen sich aus reiner Gemütlichkeit für das Wohnen im Elternhaus entscheiden.
Heute sieht das Bild jedoch anders aus. Viele der «Parasiten-Single» müssen wegen finanzieller Zwänge im Elternhaus bleiben. Ihr Durchschnittseinkommen sinkt jährlich. Im Jahr 2004 betrug es noch magere 1,38 Millionen Yen (rund 13’300 Euro). Die anhaltende wirtschaftliche Stagnation hat diese Abwärtstendenz in den letzten Jahren verstärkt. Hohe 11,5 Prozent der «Parasiten-Singles» stehen gar ohne Arbeit da. Weitere 11,2 Prozent verfügen über Arbeitsverträge, die auf weniger als 1 Jahr befristet sind. Ein Umzug in ein Eigenheim bleibt für diese Menschen lediglich ein Wunschtraum.
Eine beunruhigende Entwicklung
Der Trend, im Hotel Mama zu bleiben, wird in den nächsten Jahren nicht abflauen. Ganze 10,64 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren sind unverheiratet und bei den Eltern lebend. Bereits heute sind gemäss der Yomiuri Shimbun 20,1 Prozent der 50-jährigen Männer und 10,6 Prozent der Frauen in derselben Alterskategorie unverheiratet. Diese Zahl hat sich bei den Männern in den letzten 30 Jahren verachtfacht und bei den Frauen verdoppelt.
Das demographische Institut geht heute davon aus, dass sich Japans Bevölkerungszahl in den nächsten 50 Jahren von heute 128 auf 86 Millionen schrumpfen wird (Asienspiegel berichtete). Für die drittgrösste Wirtschaftsnation der Erde hat dies Konsequenzen. Die wirtschaftliche Nachfrage wird zurückgehen, der Konkurrenzkampf um die billigsten Preise sich verschärfen und das Rentensystem finanziell ausbluten (Asienspiegel berichtete).
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