Mit Girlband zu Staatseinnahmen
Mit hübschen Sängerinnen und populären Sportstars auf Geldsuche für den Wiederaufbau im Krisengebiet gehen? Genau dies plant das japanische Finanzministerium in den kommenden Monaten, wie die Sankei Shimbun in Erfahrung gebracht hat.
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Der vom Tsunami verwüstete Nordosten Japans braucht dringend Geld, viel Geld. Um diese immensen Summen generieren zu können, gibt die Regierung in Tokio seit letztem Dezember eigens Staatsanleihen für den Wiederaufbau heraus, die speziell für den privaten Investor geschaffen wurden. Doch offenbar hat man sich verschätzt.
Bis im Mai versprach sich das Finanzministerium, 1,5 Billionen Yen (rund 15 Milliarden Euro) auf dem Markt platzieren zu können. Bis zum Ende des Jahres sollen es gar 2,68 Billionen Yen (rund 26,8 Milliarden Euro) werden. Nach einem fulminanten Start zu Jahresbeginn, ist die Nachfrage abgeflaut. Bis Ende des Monats wird das Resultat um 85 Milliarden Yen (850 Millionen Euro) unter den Erwartungen liegen.
Vorsichtige Investoren
Durch die Euro-Krise sind die Renditen für Japans Staatsanleihen noch einmal stark gesunken. Für institutionelle Investoren wird der japanische Staat als sicherer Hafen betrachtet. Doch die tiefen Zinsen weit unter 1 Prozent sind für viele Privatinvestoren offensichtlich nicht gewinnbringend genug oder schlichtweg zu wenig attraktiv.
Ausserdem tendieren die privaten Haushalte dazu, ihr Geld erst nach der traditionellen Bonusrunde des Arbeitgebers auszugeben. Daher plant das Finanzministerium für den Sommer, wenn der japanische Angestellte einen finanziellen Zustupf von seiner Firma erwarten darf, eine ungewöhnliche Initiative, um seine Anleihen auf den Markt zu bringen.
Eine grosse TV-Werbekampagne
Stars wie der mongolische Sumo-Meister Hakuho, Fussballweltmeisterin Homare Sawa und die Girl-Band AKB48 sollen Abhilfe schaffen und im Namen des Wiederaufbaus die Staatskassen klingeln lassen. Ab Juni wird gleich eine mehrteilige TV-Werbekampagne für die speziellen Staatsanleihen lanciert, um die privaten Investoren von der guten Sache zu überzeugen.
Die Rechnung könnte durchaus aufgehen. Immerhin ist AKB48 die erfolgreichste Girlband, die Japan hervorgebracht hat. Die Gruppe bestehend aus 92 jungen Damen mit eigenem Konzertsaal im Tokioter Elektronikviertel Akihabara ist zu einer gigantischen Marketing-Maschinerie mit Millionenumsätzen und zu einer Repräsentantin der Popkultur ihres Landes herangewachsen (Asienspiegel berichtete).
Zu wenige Privatinvestoren
In Japan sind es die institutionellen Investoren wie vornehmlich die Post, die einen Grossteil der Staatspapiere halten. Die japanischen Haushalte hingegen haben lediglich 5,1 Prozent aller ausstehender Staatsanleihen gezeichnet. Das entspricht einem Wert von 35,3 Billionen Yen (353 Milliarden Yen).
Bereits heute belaufen sich die öffentlichen Schulden Japans auf rund 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Tokio braucht in den nächsten Jahr dringend neue Geldquellen, um seinen Haushalt decken zu können. In den sparsamen Haushalten sieht die Regierung offenbar das grösste Potential.
Männer mit Obligationen
So ist es übrigens nicht das erste Mal, dass das Finanzministerium mit einer unkonventionellen Werbekampagne die Privatleute zu Investitionen in japanische Staatsanleihen überzeugen möchte. Im Gratismagazin R25 für junge Geschäftsmänner warb es vor 2 Jahren in einer bunten Anzeige mit vielen Single-Damen für seine Obligationen. Die damalige Botschaft lautete: «Männer mit Staatsanleihen kommen bei Frauen an.»
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