Mit Girl­band zu Staatseinnahmen

Ein Sommer für den Wiederaufbau: Ein Werbeplakat von AKB48 in Japan.
Ein Som­mer für den Wie­der­auf­bau: Ein Wer­be­pla­kat von AKB48 in Japan. flickr/​Dick Tho­mas Johnson

Mit hüb­schen Sän­ge­rin­nen und popu­lä­ren Sport­stars auf Geld­su­che für den Wie­der­auf­bau im Kri­sen­ge­biet gehen? Genau dies plant das japa­ni­sche Finanz­mi­nis­te­ri­um in den kom­men­den Mona­ten, wie die Sank­ei Shim­bun in Erfah­rung gebracht hat.

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Der vom Tsu­na­mi ver­wüs­te­te Nord­os­ten Japans braucht drin­gend Geld, viel Geld. Um die­se immensen Sum­men gene­rie­ren zu kön­nen, gibt die Regie­rung in Tokio seit letz­tem Dezem­ber eigens Staats­an­lei­hen für den Wie­der­auf­bau her­aus, die spe­zi­ell für den pri­va­ten Inves­tor geschaf­fen wur­den. Doch offen­bar hat man sich verschätzt.

Bis im Mai ver­sprach sich das Finanz­mi­nis­te­ri­um, 1,5 Bil­lio­nen Yen (rund 15 Mil­li­ar­den Euro) auf dem Markt plat­zie­ren zu kön­nen. Bis zum Ende des Jah­res sol­len es gar 2,68 Bil­lio­nen Yen (rund 26,8 Mil­li­ar­den Euro) wer­den. Nach einem ful­mi­nan­ten Start zu Jah­res­be­ginn, ist die Nach­fra­ge abge­flaut. Bis Ende des Monats wird das Resul­tat um 85 Mil­li­ar­den Yen (850 Mil­lio­nen Euro) unter den Erwar­tun­gen liegen.

Vor­sich­ti­ge Investoren

Durch die Euro-Kri­se sind die Ren­di­ten für Japans Staats­an­lei­hen noch ein­mal stark gesun­ken. Für insti­tu­tio­nel­le Inves­to­ren wird der japa­ni­sche Staat als siche­rer Hafen betrach­tet. Doch die tie­fen Zin­sen weit unter 1 Pro­zent sind für vie­le Pri­vat­in­ves­to­ren offen­sicht­lich nicht gewinn­brin­gend genug oder schlicht­weg zu wenig attraktiv.

Aus­ser­dem ten­die­ren die pri­va­ten Haus­hal­te dazu, ihr Geld erst nach der tra­di­tio­nel­len Bonus­run­de des Arbeit­ge­bers aus­zu­ge­ben. Daher plant das Finanz­mi­nis­te­ri­um für den Som­mer, wenn der japa­ni­sche Ange­stell­te einen finan­zi­el­len Zustupf von sei­ner Fir­ma erwar­ten darf, eine unge­wöhn­li­che Initia­ti­ve, um sei­ne Anlei­hen auf den Markt zu bringen.

Eine gros­se TV-Werbekampagne

Stars wie der mon­go­li­sche Sumo-Meis­ter Hakuho, Fuss­ball­welt­meis­te­rin Homa­re Sawa und die Girl-Band AKB48 sol­len Abhil­fe schaf­fen und im Namen des Wie­der­auf­baus die Staats­kas­sen klin­geln las­sen. Ab Juni wird gleich eine mehr­tei­li­ge TV-Wer­be­kam­pa­gne für die spe­zi­el­len Staats­an­lei­hen lan­ciert, um die pri­va­ten Inves­to­ren von der guten Sache zu überzeugen.

Die Werbekampagne für Staatsanleihen von 2010.
Die Wer­be­kam­pa­gne für Staats­an­lei­hen von 2010. Screen­shot: R25

Die Rech­nung könn­te durch­aus auf­ge­hen. Immer­hin ist AKB48 die erfolg­reichs­te Girl­band, die Japan her­vor­ge­bracht hat. Die Grup­pe bestehend aus 92 jun­gen Damen mit eige­nem Kon­zert­saal im Tokio­ter Elek­tro­nik­vier­tel Aki­ha­ba­ra ist zu einer gigan­ti­schen Mar­ke­ting-Maschi­ne­rie mit Mil­lio­nen­um­sät­zen und zu einer Reprä­sen­tan­tin der Pop­kul­tur ihres Lan­des her­an­ge­wach­sen (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Zu weni­ge Privatinvestoren

In Japan sind es die insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren wie vor­nehm­lich die Post, die einen Gross­teil der Staats­pa­pie­re hal­ten. Die japa­ni­schen Haus­hal­te hin­ge­gen haben ledig­lich 5,1 Pro­zent aller aus­ste­hen­der Staats­an­lei­hen gezeich­net. Das ent­spricht einem Wert von 35,3 Bil­lio­nen Yen (353 Mil­li­ar­den Yen).

Bereits heu­te belau­fen sich die öffent­li­chen Schul­den Japans auf rund 200 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts. Tokio braucht in den nächs­ten Jahr drin­gend neue Geld­quel­len, um sei­nen Haus­halt decken zu kön­nen. In den spar­sa­men Haus­hal­ten sieht die Regie­rung offen­bar das gröss­te Potential.

Män­ner mit Obligationen

So ist es übri­gens nicht das ers­te Mal, dass das Finanz­mi­nis­te­ri­um mit einer unkon­ven­tio­nel­len Wer­be­kam­pa­gne die Pri­vat­leu­te zu Inves­ti­tio­nen in japa­ni­sche Staats­an­lei­hen über­zeu­gen möch­te. Im Gra­tis­ma­ga­zin R25 für jun­ge Geschäfts­män­ner warb es vor 2 Jah­ren in einer bun­ten Anzei­ge mit vie­len Sin­gle-Damen für sei­ne Obli­ga­tio­nen. Die dama­li­ge Bot­schaft lau­te­te: «Män­ner mit Staats­an­lei­hen kom­men bei Frau­en an.»

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