Sozialhilfe für die Reichen
Der 37-jährige Junichi Komoto ist die eine Hälfte des berühmten japanischen Komiker-Duos Jicho Kacho. Aus bescheidenen Verhältnissen kommend hat er es mit Lachen und harter Arbeit zu Wohlstand gebracht. Auf 50 Millionen Yen pro Jahr (500’000 Euro) wird Komotos Jahresgehalt inzwischen geschätzt.
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Und trotzdem lebt seine Mutter seit 15 Jahren von der staatlichen Fürsorge, wie das Frauenmagazin Josei Seven in seiner Ausgabe vom 12. April enthüllte. Obwohl im damaligen Artikel kein Name der Betroffenen erwähnt wurde, fand die Internetgemeinde alsbald heraus, dass es sich um Junichi Komoto und dessen Mutter handeln musste.
In einer gross inszenierten Pressekonferenz folgte Ende Mai schliesslich die Abbitte: «Als ich vor ein paar Jahren ins Fernsehen kam, erhielt ich einen hohen Lohn. Trotzdem hat meine Mutter von der staatlichen Fürsorge gelebt. Ich entschuldige mich gegenüber den Steuerzahlern», erklärte Komoto im Blitzlichtgewitter der anwesenden Presse. Der Fürsorgeempfang sei seit Anfang Mai gestoppt. Ausserdem versprach er das Geld, dass seine Mutter in den letzten paar Jahren vom Staat erhalten habe, zurückzahlen.
Unklare Umsetzung
Gemäss japanischem Gesetz sind Familienmitglieder verpflichtet, ihren direkten Verwandten in Not finanzielle Unterstützung zukommen lassen. Aus diesem Grund wird bei einem Antrag für staatliche Fürsorge nach den Jahresgehältern der Familienmitglieder gefragt.
Die Behörden haben jedoch keine Handhabe zu kontrollieren, ob diese Angaben auch korrekt sind. Verweigert zudem ein direkter Verwandter eine finanzielle Unterstützung, wären die Sozialämter angehalten, nach dem Grund zu fragen. Nur wird dies kaum je getan.
Komotos Begründung
Junichi Komoto begründete gemäss der Yomiuri Shimbun die staatliche Fürsorge für seine Mutter mit seinem damals geringen Einkommen. Als seine Mutter vor 15 Jahren wegen Krankheit ihre Arbeit in einem Supermarkt aufgeben musste, habe er weniger als 1 Million Yen (10’000 Euro) pro Jahr verdient. Er war damals knapp 2 Jahre als Komödiant im Geschäft.
Erst ab 2006, als sein Lohn merklich anstieg, begann Komoto, einen Teil der Fürsorge auf Bitte der Behörden direkt zu übernehmen, verzichtete aber darauf, die volle Unterstützung zu leisten. Ein Komödiant müsse immer mit der Angst leben, seinen Job jederzeit zu verlieren. Zudem gebe es keine Versicherung für Komödianten, so seine Begründung.
Steigende Armut in Japan
In Japan hat der Fall Komoto eine grosse Debatte über das Sozialsystem ausgelöst. Dieses ächzt unter der Last eines hoch verschuldeten Staates, dessen Gesellschaft wegen des ausbleibenden Nachwuchses zunehmend altert. Die Zahl der Fürsorgeempfänger ist durch die anhaltende wirtschaftliche Stagnation mit 2 Millionen Menschen so hoch wie noch nie (Asienspiegel berichtete). Ausserdem lebt heute ein Heer junger Teilzeitarbeiter von einem Minimallohn ohne Aussicht auf staatliche Hilfe (Asienspiegel berichtete: 1, 2).
Komoto scheint übrigens kein Einzelfall zu sein. Die japanischen Medien haben begonnen, weitere unangebrachte Fürsorgefälle aufzuspüren. So soll gemäss Sponichi Annex die Mutter des 31-jährigen Komödianten Yuuta Kajiwara vom berühmten Duo King Kong seit letztem Jahr staatliche Fürsorgegelder über 1,4 Millionen Yen (14’000 Euro) empfangen haben. Auch er hat inzwischen den Stopp der Hilfsleistung angeordnet.
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