Rettungsarbeiter zweiter Klasse
Um das havarierte AKW Fukushima im Griff zu behalten, benötigt Betreiber TEPCO Tausende von Rettungsarbeitern. Keiner von ihnen darf in diesem verseuchten Gebiet zu lange arbeiten. Ist die kritische Strahlenlimite von 50 Millisievert für einen Arbeiter erreicht, muss er durch einen Neuen ersetzt werden. Es ist ein Verschleiss, der die Arbeitgeber vor grosse Probleme stellt. Die direkten Folgen daraus sind heute schon ersichtlich.
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Erst letzte Woche wurde bekannt, dass eines in Fukushima ansässigesSubunternehmen von TEPCO im Dezember 2011 seine Rettungsarbeiter anhielt, ihre Dosimeter mit einer Bleihülle abzudecken, damit die Strahlenwerte auch nie die kritische Limite erreichen würden. Der Arbeitgeber wollte damit seine personellen und finanziellen Ausgaben möglichst reduzieren.
In einer Pressekonferenz entschuldigte er sich dafür und sprach von einem einmaligen Vergehen, wie die Mainichi Shimbun berichtet. Die Bleihüllen hätten ohnehin nicht die gewünschte Wirkung gezeigt, versuchte er zu versichern. Mit der Massnahme wollte er damals «die Sorgen der Mitarbeiter zerstreuen». Einige Angestellte weigerten sich der Anordnung Folge zu leisten, 5 weitere, inklusive der Chef, gingen während eines Tages mit den bearbeiteten Dosimetern der Arbeit im AKW Fukushima nach.
Ein grundsätzliches Problem
Die Behörden in der Präfektur Fukushima fürchten nun, dass es sich dabei nicht um einen Einzelfall gehandelt haben könnte. Die rund 500 Subunternehmen, die für TEPCO ihre Leute ins AKW-Areal schicken, würden nun einer Befragung unterzogen.
Der Fall legt ausserdem auf ein grundsätzliches Problem offen. Im AKW Fukushima herrscht unter den Mitarbeitern eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Einerseits gibt es die regelmässigen TEPCO-Angestellten, andererseits das weitaus grössere Heer an Arbeitern, die von Subunternehmen engagiert werden.
Die Drecksarbeit den Subunternehmen
Letztere müssen «die Drecksarbeit» erledigen, ohne soziale Absicherung und im ständigen Wissen darum, wegen der Strahlenlimite vom einen auf den anderen Tagen entlassen zu werden.
Viele von ihnen beklagen sich über schlechte Arbeitsbedingungen (Asienspiegel berichtete). Ein Angestellter eines Subunternehmens starb gar den Tod an Überarbeitung, wie die Behörden später bestätigten (Asienspiegel berichtete).
Bereits vor der Katastrophe von Fukushima hatten sie einen äusserst schlechten Stand, wie die Asahi Shimbun berichtet. AKW-Arbeiter von Subunternehmen sind gemäss Statistik bis zu 4 Mal mehr Strahlung ausgesetzt als die gewöhnlichen TEPCO-Mitarbeiter.
Eine langfristige Gefahr
Der Verschleiss an Arbeitern im AKW Fukushima birgt noch eine zusätzliche Gefahr. Viele gut ausgebildete Rettungsarbeiter, sei es bei TEPCO oder bei einem Subunternehmen, müssen zunehmend durch unerfahrene Kollegen ersetzt werden. Damit gehen bitter benötigte Fachkräfte verloren, die am Ende den entscheidenden Unterschied ausmachen, um eine noch grössere Katastrophe zu verhindern (Asienspiegel berichtete).
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