Street Views Unterwäsche-Prozess

Überall zu erblicken: Aufgehängte Wäsche in Tokio.
Über­all zu erbli­cken: Auf­ge­häng­te Wäsche in Tokio. Screen­shot: Goog­le Street View

Goog­le Street View ist ein prak­ti­sches Tool, um weit ent­fern­te Gegen­den direkt vor sei­nem Auge zu erle­ben. Doch nicht allen zufäl­lig foto­gra­fier­ten Per­so­nen ist die­se Zur­schau­stel­lung des All­tags genehm. In Japan kommt es in die­sem Zusam­men­hang ab und an zu Bean­stan­dun­gen wegen Ver­let­zung der Pri­vat­sphä­re. In der Prä­fek­tur Fuku­o­ka kam es gemäss Yomi­uri Shim­bun zum ers­ten Mal zu einer kon­kre­ten Scha­den­er­satz­for­de­rung, die neben den vie­len berech­tig­ten Bean­stan­dun­gen eher amü­sant wir­ken mag.

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Dort hat­te eine Frau in den Zwan­zi­gern gegen den japa­ni­schen Able­ger des Inter­net­kon­zerns geklagt. Ihre Unter­wä­sche, die sie auf der Veran­da auf­ge­hängt habe, sei in Goog­le Street View kom­plett ersicht­lich gewe­sen. Für die­sen Ein­griff in die Pri­vat­sphä­re, der ihr «see­li­sche Qua­len» zuge­fügt habe, for­der­te sie vor Gericht 600’000 Yen (6200 Euro) Schadenersatz.

Auch in zwei­ter Instanz ver­warf das Gericht die For­de­rung der Dame. Im Bild sei nicht unbe­dingt ersicht­lich, dass es sich um Unter­wä­sche hand­le. Man kön­ne in die­sem Fall nicht von einem Ein­griff in die Pri­vat­sphä­re spre­chen. «Auf dem Foto sind kei­ne per­sön­li­chen Anga­ben wie ein Namens­schild abge­bil­det», sag­te Gerichts­prä­si­dent Kimu­ra dazu. Zudem lie­ge die Veran­da auch nicht im Fokus des Bildes.

Stren­ge Vorlagen

Goog­le Street View unter­liegt in Japan einer ver­hält­nis­mäs­sig stren­gen Gesetz­ge­bung. Bei Ein­füh­rung des Diens­tes vor 4 Jah­ren muss­ten vie­le Pan­ora­ma­bil­der aus einer 40 Zen­ti­me­ter tie­fer geleg­ten Per­spek­ti­ve auf­ge­nom­men wer­den, da es vie­le Beschwer­de über Ein­bli­cke in Pri­vat­woh­nun­gen gab.

Aus­ser­dem muss Goog­le ihre Kame­ra­fahr­ten im vorn­her­ein öffent­lich ankün­di­gen. Auch bei der Löschung und Zweit­ver­wen­dung von Bil­dern muss Goog­le den Betrof­fe­nen rasch ent­ge­gen­kom­men (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die guten Sei­ten von Street View

Trotz aller Kri­tik hat Goog­le gera­de in Japan nach dem Tsu­na­mi die Nütz­lich­keit sei­ner Foto­diens­te unter Beweis gestellt. Der Inter­net­kon­zern lan­cier­te weni­ge Mona­te nach dem Tsu­na­mi ein ein­ma­li­ges Pro­jekt mit dem Namen Erin­ne­run­gen für die Zukunft (jap. mirai e no kio­ku) .

Auf der gleich­na­mi­gen Web­site bie­tet der Inter­net­kon­zern den Men­schen aus der japa­ni­schen Kri­sen­re­gi­on die Mög­lich­keit, ihre pri­va­ten Fotos aus den Tagen vor und nach der Kata­stro­phe hoch­zu­la­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Über 53’000 Bil­der sind inzwi­schen dazugekommen.

Über die sel­be Web­site ist zudem seit Ende letz­ten Jah­res ein Goog­le Street View-Dienst ein­ge­rich­tet, der das Aus­mass der Tsu­na­mi-Kata­stro­phe über­haupt ersicht­lich macht. Hier kann man sich durch die zer­stör­ten Gegen­den kli­cken, und sich anhand einer Vor­her-Nach­her-Funk­ti­on ein Bild der Zer­stö­rung machen. Man­che mögen dies für voy­eu­ris­tisch hal­ten, ande­re für ein wich­ti­ges Zeit­do­ku­ment, damit auch künf­ti­ge Gene­ra­ti­on die stän­di­ge Natur­ge­fahr nicht vergessen.

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