Am Puls von Japan
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Wenn sich die Japanologie im deutschsprachigen Raum zum Austausch trifft, dann erzeugt das gemeinhin kein sonderlich grosses Interesse in der Öffentlichkeit. Beim diesjährigen Japanologentag in Zürich, dem ersten seit 2009 in Halle, ist jedoch alles etwas anders.
Japan ist seit dem 11. März 2011 wieder in den Fokus der Medien gerückt, auch wenn der Anlass dafür tragischer nicht sein konnte. Der AKW-Unfall von Fukushima hat bis nach Europa Spuren hinterlassen. In Japan selber hat er zu einem gesellschaftlichen Umdenken geführt, dessen Prozess erst so richtig in die Gänge kommt.
Auch an der Japanologie ist diese Dreifachkatastrophe nicht spurlos vorbeigegangen. Eineinhalb Jahre danach ist sie in der Wissenschaft angekommen. Am Japanologentag in Zürich (28. bis 30. August 2012, Universität Zürich) werden erste Arbeiten, die sich intensiv mit den Auswirkungen des verheerenden Tsunami beschäftigt haben, vorgestellt. Zahlreiche vernachlässigte Aspekte dieser Tragödie, die medial keinen Platz mehr haben, finden hier ihre Aufmerksamkeit.
Lebensmittel und Protestkultur
So stellt sich bis heute die Frage nach der Lebensmittelsicherheit. In Japans Medien nimmt diese Problematik einen grossen Platz ein. Die Verunsicherung ist gross. Das Verhalten der Konsumenten sehr unterschiedlich. Cornelia Reiher von der Universität Halle zeichnet ein komplexes Bild zwischen den Solidaritätskundgebungen mit den Bauern aus Fukushima und dem Aufruf zum Boykott von Agrarprodukten (Referat am Mi, 29. August, 16 Uhr).
Der Vorwurf, Japans Gesellschaft kenne keine Protestkultur, wird in Zürich von Julia Klein von der Universität München thematisiert. Sie zeichnet den Widerstand gegen die Atompolitik in den Monaten nach Fukushima nach und vergleicht die mediale Verarbeitung dieser Bewegungen in Japan und Deutschland (Referat am Di, 28. August, 14 Uhr).
TEPCO und zerstörte Kulturgüter
Mit der anderen Seite beschäftigt sich ein Vortrag von Julius Weitzdörfer vom Max-Planck-Institut in Hamburg. In Japan ist die Frage nach der Entschädigung bis heute nicht abschliessend geklärt. Wer genau wird für die geschätzten Schäden von 86 Milliarden Euro aufkommen? Wer hat Anspruch darauf? Nur die Evakuierten oder aber auch die Fischer von Fukushima? Wer haftet für die Katastrophe? Julius Weitzdörfer schafft in diesem Wirrwarr einen Überblick (Referat am Mi, 29. August, 9 Uhr).
Dass der Tsunami neben den menschlichen Tragödien und Fukushima auch eine kulturelle Katastrophe verursacht hat, zeigt das Referat von Susanne Endo-Koller von der Medizinischen Universität Iwate in Morioka. Tausende von Kulturgütern wurden am 11. März 2011 in den Wasserfluten ertränkt. Heute wird in der der Präfektur Iwate mit aller Kraft versucht, die über 13’000 beschädigten Dokumente und Präparate der Bibliothek der zerstörten Stadt Rikuzentakata zu restaurieren. Es ist ein unermüdlicher Kampf gegen das historische Vergessen (Referat am Mi, 29. August, 16 Uhr).
Insgesamt 180 Referate werden an den drei Tagen Ende August in Zürich präsentiert. Es sind Blicke, die über die gängigen Japan-Klischees hinausschauen.
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