Ein französischer Fukushima-Scherz
Eigentlich war es ein perfekter Abend für die japanische Nationalmannschaft. In einem Testspiel gegen das grosse Frankreich gewann sie letzte Woche auswärts dank eines Treffers von Yasusyuki Konno überraschend 1:0. Es war der erste Sieg überhaupt gegen die Equipe Tricolore. Die herausragende Leistung von Torhüter Eiji Kawashima trug massgeblich zum Erfolg bei.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Ein unvorsichtiger Kommentar des französischen Humoristen und TV-Gastgebers Laurent Ruquier in seiner Sendung «On n’est pas couché» am Tag danach trübte dann etwas die Stimmung im japanischen Lager. Dieser beschrieb eine Fotomontage, in der der Torhüter Kawashima mit vier Armen zu sehen war, als «Fukushima-Effekt». Es folgte Gelächter und Applaus im Studio von France 2.
Protest aus Japan
Die japanische Regierung fand dies überhaupt nicht lustig. «Der Kommentar war völlig unangebracht», sagte Kabinettssekretär Osamu Fujimura dazu. In einem Brief an France 2 vom 16. Oktober zeigte sich auch die japanische Botschaft in Paris empört über die Bemerkung von Ruquier. «Damit wurden die Gefühle der Opfer der Tsunami-Katastrophe und des AKW-Unfalls verletzt», hiess es gemäss der Tokyo Shimbun.
Eiji Kawashima muss dies alles schon sehr bekannt vorgekommen sein. Bereits im August letzten Jahres wurde der in Belgien tätige Torhüter in einem Ligaspiel von gegnerischen Fans mit «Kawashima, Fukushima»-Rufen provoziert. Der Japaner intervenierte beim Schiedsrichter. Das Spiel wurde für einige Minuten unterbrochen. Schliesslich beruhigten sich die Gemüter (Asienspiegel berichtete).
Die Entschuldigung
Ruquiers Äusserung scheint nun auch Jean Réveillon, dem Fernsehdirektor von France 2, zu weit gegangen zu sein. In einem an die japanische Botschaft gerichtetes Communiqué entschuldigte er sich für den Witz seines TV-Gastgebers.
«Es tut uns von Herzen leid, dass wir Ihre Mitbürger verletzt haben. Es war nicht die Absicht von Laurent Ruquier sich respektlos gegenüber Japan und den Opfern von Fukushima zu zeigen», schrieb Réveillon gemäss 7sur7.be. Vielmehr habe sich der Gastgeber mit seiner Bemerkung über die eigene Nationalmannschaft lustig machen wollen, hiess es weiter.
Réveillons Zeitpunkt schien nicht zufällig gewählt. Gestern weilte der japanische Aussenminister Koichiro Gemba in Paris. Damit scheint die japanisch-französische Affäre ein schnelles Ende genommen zu haben.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken