USA? Nein, danke
Bis in die späten 1990er-Jahre waren die USA das erklärte Studienziel der jungen Japaner. 1997 zog es noch 47’000 Japaner an amerikanische Hochschulen. Doch seither ist diese Zahl im Sinkflug begriffen. 2007 zählten die US-Universitäten gerade noch 34’000 Studenten (Asienspiegel berichtete).
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Seit diesem Jahr ist ein weiterer Tiefpunkt erreicht. Gemäss Forbes waren im Studienjahr 2011/2012 gerade mal noch 19’966 japanische Studenten in den USA eingeschrieben. Woher kommt diese Entwicklung? Wären nicht in Zeiten der Globalisierung Englischkenntnisse für die Exportnation Japan von grösster Wichtigkeit?
Drei mögliche Gründe
Forbes ortet eine Ursache für diese Entwicklung in der anhaltenden wirtschaftlichen Stagnation des Landes. Viele Familien könnten es sich schlichtweg nicht mehr leisten, ihre Kinder ins Ausland zu schicken. Zudem könnte auch die Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 zu jenem Einbruch beigetragen haben.
Ausserdem lässt die zeitlich strikt geregelte Suche nach einem Arbeitsplatz den Studenten kaum noch Raum für eine Horizonterweiterung im Ausland. Zu gross ist heute der Konkurrenzkampf um eine gesicherte Stelle bei einem Grosskonzern. Unabhängig der Ursachenforschung wird eine zunehmende sprachliche Isolation für Japans Wirtschaft unweigerlich negative Konsequenzen haben.
Die andere Erklärung
Für den Sinkflug gibt es aber auch ganze andere Erklärungen. Heute sei das Interesse der japanischen Studenten nicht mehr einzig auf die USA ausgerichtet. Viele bevorzugen zudem billigere Destinationen wie Australien oder Kanada, um sich für ein paare Jahre sprachlich und kulturelle weiterzubilden. Zudem ist China als aufstrebende Wirtschaftsmacht und Nachbarnation für die japanischen Studenten zu einer attraktiven, preiswerten und zukunftsgerichteten Alternative geworden.
So belegt die Statistik, dass die Zahl der im Ausland studierenden Japaner durchaus zugenommen hat. 2005 waren es 80’000 an der Zahl, 1,3 Mal mehr als noch in den 1990er-Jahren. Fast ein Viertel aller japanischer Studenten im Ausland sind mittlerweile in China (Asienspiegel berichtete).
Englisch bleibt wichtig
Kritiker warnen jedoch vor dieser Tendenz. Denn momentan seien die chinesischen Universitäten noch nicht auf demselben Stand wie die amerikanischen. Zudem gelte in China nicht die gleiche offene und vertiefte Debattierkultur wie in den USA.
«Die steigende Zahl japanischer Studenten in China könnte direkte Auswirkungen auf Japan haben. Japan würde an Anpassungs- und weniger Konkurrenzfähigkeit in der Weltwirtschaft verlieren», warnt David Satterwhite vom renommierten Fulbright-Stipendienprogramm in Tokio gegenüber dem Christian Science Monitor. Ausserdem sei Englisch als globale Kommunikationssprache immer noch eine zentrale Voraussetzung in der heutigen Arbeitswelt.
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