Der AKW-Milliarden-Poker
In Japan bleiben 48 der 50 Reaktoren ausser Betrieb. Daran haben auch die neuen politischen Kraftverhältnisse mit einem atomfreundlichen Premierminister Shinzo Abe nichts geändert. Die noch von Ex-Premier Yoshihiko Noda installierte nukleare Regulierungsbehörde unter Shunichi Tanaka hat letzten Monat weitgehende Sicherheitsbestimmungen für alle AKW in Japan formuliert, die im Juli in Kraft treten werden (Asienspiegel berichtete).
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Die Hürden für ein Wiederhochfahren sind hoch. Die Regierungspartei LDP scheint die Strenge der Regulierungsbehörde ein Dorn im Auge zu sein. Doch Premier Shinzo Abe verzichtete Ende Dezember bewusst darauf, die Führung der Regulierungsbehörde auszutauschen. Damit schützte er sich vor dem Vorwurf, Einfluss auf die Sicherheitsmassnahmen der AKW nehmen zu wollen.
Den 10 AKW-Betreibern des Landes bleibt nichts anderes übrig, als sich auf die neuen Vorgaben, die im Juli in Kraft treten sollen, entsprechend vorzubereiten. Koste es, was es wolle. So hat eine Untersuchung der Asahi Shimbun ergeben, dass die AKW-Betreiber mit Mindestkosten von fast 1 Billion Yen (8,2 Milliarden Euro) über die nächsten Jahre rechnen.
Hohe Kosten
Der Aufwand könnte sich erhöhen, sobald weitere Details über die neuen Sicherheitsbestimmungen bekannt werden. Alleine Kansai Electric Power rechnet mit Kosten von 285 Milliarden Yen (2,3 Milliarden Euro) bis 2018 für seine 11 Reaktoren. Der Stromproduzent betreibt das AKW Oi, in dem die einzigen beiden noch angeschalteten Reaktoren des Landes stehen. Doch auch diese werden bis spätestens Herbst wieder vom Netz genommen (Asienspiegel berichtete).
Chubu Electric Power plant alleine für die dringend notwendigen Tsunami-Schutzmassnahmen des AKW Hamaoka, das wegen seiner gefährlichen Lage nur zwei Monate nach dem Unfall in Fukushima abgeschaltet wurde (Asienspiegel berichtete), mit Kosten von 150 Milliarden Yen (1,2 Milliarden Euro). Hier ist eine 1,6 Kilometer lange riesige Tsunami-Schutzwand im Bau, die nach einigen Anpassungen nun 22 Meter hoch werden soll.
Ein Spiel gegen die Zeit
Die AKW-Betreiber scheuen offenbar keine Kosten, in der Hoffnung ihre Reaktoren möglichst bald wieder hochzufahren. Doch ist es auch ein Spiel gegen die Zeit. Denn niemand weiss, wann und ob die AKW jemals wieder angeschaltet werden können.
Viele Produzenten kämpfen bereits heute mit finanziellen Schwierigkeiten. Japan Atomic Power, das den 6 grossen Stromproduzenten gehört und die zurzeit abgeschalteten AKW Tokai und Tsuruga betreibt, hat gemäss der Mainichi Shimbun, Teile seines Urans zur Herstellung der Brennelemente verkauft. Es ist eine Massnahme, zu der bislang kaum ein japanischer AKW-Betreiber gegriffen hat.
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