«Eine göttliche Bestrafung»
Seit Osakas Bürgermeister Toru Hashimoto die zumeist koreanischen Zwangsprostituierten in den von Japan besetzten Gebieten im Zweiten Weltkrieg als eine tragische Notwendigkeit in jenen Zeiten beschrieb (Asienspiegel berichtete) und der japanische Premierminister Shinzo Abe in einem Trainingsjet der Armee mit der Nummernaufschrift 731 vor den Medien posierte, liegen die Nerven zwischen Japan und Südkorea endgültig blank.
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Die Einheit 731 führte während des Zweiten Weltkriegs im Auftrag der japanischen Armee in der besetzten Mandschurei geheime Experimente an Menschen zur Entwicklung von chemischen und biologischen Waffen an Menschen durch. Die Experimente forderten alleine in China über 3000 Tote (Asienspiegel berichtete).
Die Regierung in Tokio sprach von einem Zufall, dass Abe ausgerechnet mit dieser Nummer posierte. In Südkorea war der Schaden aber bereits angerichtet. Die dortigen Medien verurteilten das Verhalten des Premiers als eine Provokation.
Gott kommt ins Spiel
Redaktor Kim Jin von der südkoreanischen JoongAng Ilbo drückte es noch drastischer aus. Im Leitartikel «Abes provoziert die Rache Gottes» auf der Titelseite vom 20. Mai 2013 bringt er seine Empörung über die japanischen Politiker, welche die Verbrechen der Vergangenheit verleugnen, zum Ausdruck.
Die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki beschreibt Kim Jin als «göttliche Bestrafung und menschliche Vergeltung» für alle Asiaten, die durch Japans militärischen Nationalismus unterdrückt worden seien und nennt dabei insbesondere die Opfer der Einheit 731. Kim Jin zieht den Vergleich zwischen Deutschland und Japan im Zweiten Weltkrieg. Auch die Bombardierung Dresdens sei eine Vergeltung der Alliierten gegen Deutschland für das Massaker an der jüdischen Bevölkerung gewesen.
«Abe scheint zu halluzinieren»
Im Unterschied zu Japan habe Deutschland jedoch aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt. Er nennt dabei den Kniefall Willy Brandts, die regelmässigen Entschuldigungen der deutschen Regierungen und den Willen zur Aufarbeitung der Geschichte. Japan sei in dieser Beziehung anders.
«Abe scheint zu halluzinieren. Der Boom des schwachen Yens sowie die Unterstützung durch die extreme Rechte haben ihn verblendet und Japan auf einen arroganten und selbstsüchtigen Weg geführt», schreibt Kim Jin. Es sei ein Fehler Abes zu glauben, den Anstand und das Gedächtnis der Menschheit herausfordern zu können, nur um im eigenen unwissenden Volk beliebt zu sein. «Gott könnte das Gefühl bekommen, dass die Vergeltung gegen Japan nicht vollkommen ist», schliesst der Journalist.
Protest aus Japan
Es ging nicht lange bis die Reaktion aus Japan kam. Die Regierung in Tokio legte offiziellen Protest gegen den Leitartikel der JoongAn Ilbo ein. Kabinettssekretär Yoshihide Suga nannte dessen Inhalt «beschämend». Japan, das als einziges Land Opfer von Atombombenangriffen gewesen sei, könne solche Ansichten nicht tolerieren. Es sei nun wichtig, dass man in beiden Ländern sich ruhig verhalte.
Die JoongAn Ilbo bezeichnete gegenüber der japanischen FNN News den Kommentar als ein Meinungsstück eines Einzelnen. Damit werde nicht der Standpunkt des Verlags ausgedrückt.
Es wird kaum das letzte Kapitel in dieser endlosen Eskalation der Worte gewesen sein.
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