Von der Tra­gö­die zur Farce

Eine Szene aus einem Film, der den Krieg gegen die Japaner im Zweiten Weltkrieg thematisiert.
Eine Sze­ne aus einem Film, der den Krieg gegen die Japa­ner im Zwei­ten Welt­krieg the­ma­ti­siert. Screen­shot: youtube/​Chi­ne­se­ac­tion

In Chi­na boomt die Film- und Fern­seh­in­dus­trie. Allei­ne im letz­ten Jahr bewil­lig­ten Chi­nas Behör­den die Pro­duk­ti­on von über 300 neue Fern­seh­se­ri­en. Dabei fällt auf, dass über die Hälf­te der Seri­en im Zusam­men­hang mit dem sino-japa­ni­schen Krieg zwi­schen 1937 und 1945, dem blu­tigs­ten Kapi­tel der bei­den Nachbarländer.

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Der Boom Anti-japa­ni­scher-Fil­me hält seit Jah­ren an (Asi­en­spie­gel berich­te­te), der böse japa­ni­sche Sol­dat ist zur abend­li­chen Fern­seh­un­ter­hal­tung gewor­den. Nun scheint aber selbst der chi­ne­si­sche Regie­rung die gan­ze Ent­wick­lung in die fal­sche Rich­tung zu gehen, wie das Par­tei­blatt People’s Dai­ly berichtet.

Denn seit eini­ger Zeit häu­fen sich die Kla­gen in Chi­nas sozia­len Netz­wer­ken. Die Hand­lun­gen der Kriegs­se­ri­en sei­en über­zeich­net und die chi­ne­si­schen Hel­den über­sti­li­siert, fern­ab jeg­li­cher Realität.

Viel kri­ti­sier­te Szenen

Ein chi­ne­si­scher Kung­fu-Meis­ter durch­bohrt mit blos­sen Hän­den die Brust eines japa­ni­schen Sol­da­ten, heroi­sche Chi­ne­si­schen spal­ten die Japa­ner ent­zwei, eine Chi­ne­sin, die kurz vor einer Mas­sen­ver­ge­wal­ti­gung durch japa­ni­sche Sol­da­ten steht, springt magisch in die Luft und tötet gleich alle Aggressoren.

Es sind sol­che Sze­nen, die zu Kon­tro­ver­sen füh­ren. «Hier wird eine Tra­gö­die zur Far­ce und alle japa­ni­schen Sol­da­ten zu Idio­ten gemacht», erklärt Liu Chun, eine ehe­ma­li­ger Fern­seh­di­rek­tor der Chi­na Dai­ly.

Die Reak­ti­on der Regierung

Auch die Regie­rung in Bei­jing fürch­tet, dass mit die­ser Ent­wick­lung eine his­to­ri­sche The­ma­tik, an deren Ver­mitt­lung sie sehr wohl ein Inter­es­se hat, der Lächer­lich­keit preis­ge­ge­ben wird, mit einem womög­lich uner­wünsch­ten Ein­fluss auf die Gesellschaft.

Nun haben die Zen­sur­be­hör­den damit begon­nen, die Fern­seh­sta­tio­nen auf­zu­for­den, die bewil­lig­ten Kriegs­se­ri­en nach­zu­kon­trol­lie­ren und «zu berei­ni­gen». Über­dra­ma­ti­sier­te Seri­en wür­den von der Haupt­sen­de­zeit ver­bannt, berich­tet die People’s Dai­ly.

Ein­fa­che Bewilligung

Die­se Ent­wick­lung von über­sti­li­sier­ten Kriegs­fil­men hat jedoch viel mit den Behör­den selbst zu tun. Ihre stren­ge Kon­trol­le über die Bran­che hat dazu geführt, dass Fil­me und Seri­en mit anti-japa­ni­schem Inhalt ver­gleichs­wei­se ein­fach eine Sen­de­be­wil­li­gung erhal­ten. So liegt es auf der Hand, dass das Kriegs­the­ma für alle nur erdenk­li­chen Gen­res hin­hal­ten muss.

«Wir dür­fen kei­ne Geschich­ten über Gelieb­te, aus­ser­ehe­li­che Affä­ren, sozia­le Kon­flik­te brin­gen. Ja, selbst Kämp­fe über Grund­ei­gen­tum sind tabu», erklärt ein chi­ne­si­scher Film­pro­du­zent der Finan­ci­al Times das der­zei­ti­ge Dilem­ma der Branche.

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