Das Ende einer Shopping-Ära
88 Jahre lange war das Kaufhaus Matsuzakaya ein Wahrzeichen des Tokioter Einkaufsquartiers Ginza. Letzte Woche schloss der Gigant seine Tore, um Platz für ein neues Einkaufszentrum machen. Es ist das Ende einer Ära.
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Nur ein Jahr nach dem Grossen Erdbeben von Tokio eröffnete das Kaufhaus Matsuzakaya 1924 in Ginza seine Tore. Es wurde zum japanischen Vorreiter einer westlichen Einkaufskultur.
Hier durften die Gäste mit den Schuhen den Einkaufstempel betreten – ein Novum, das damals eine grosse Kontroverse auslöste. Bei Matsuzakaya gab es auch die ersten Lift-Damen, die später zu einem Muss in allen japanischen Kaufhäusern wurden.
Die Vorreiterrolle
Als 1925 die Konkurrenten Matsuya und 1930 Mitsukoshi ebenfalls in Ginza eröffneten, wurde das Quartier vollends zum Pulsgeber und Aushängeschild des schicken Tokios. Nichts war für diese Kaufhäuser extravagant genug. Selbst ein Zoo auf dem Dach des Matsuzakaya gab es.
Der Zweite Weltkrieg bereitete dem Kaufhaus-Boom ein vorläufiges Ende. Das Gebäude von Matsuzakaya wurde bei einem alliierten Bombenangriff teilweise zerstört.
Nach dem Krieg folgte die Wiedereröffnung. Mit der Hochwachstumsphase kamen für Matsuzakaya die goldenen Jahre. Das Kaufhaus wurde zu einem Symbol des Aufschwungs.
Der langsame Niedergang
Das Platzen der Wirtschaftsblase Ende der 1980er-Jahre leitete für Matsuzakaya Ginza schliesslich den langsamen Niedergang ein. Die Pionier war in die Jahre gekommen. Die Einkaufslust der Konsumenten war vorbei. Die modebewussten Tokioter hatte schon lange andere Quartiere in Beschlag genommen. Das ganze Einkaufsquartier stürzte in eine Identitätskrise.
Erst mit dem Umzug der «Fast Fashion»-Läden (Asienspiegel berichtete) wie Uniqlo, H&M, Zara, Abercrombie & Fitch oder Forever 21 verpasste sich Ginza eine neue, frische Identität (Asienspiegel berichtete). Selbst Apple entschloss sich, in diesem Traditionsviertel seinen Flagshipstore zu eröffnen.
Uniqlo-Besitzer Tadashi Yanai bezeichnet Ginza inzwischen als den attraktivsten Ort in Asien. Für das alte Kaufhaus Matsuzakaya blieb hier keinen Platz. Gegen die Preise der Billigmode-Anbieter konnte es nicht konkurrieren. Der Umsatz fiel laut NHK News letztes Jahr auf 10,2 Milliarden Yen (78 Millionen Euro). Das war noch ein Fünftel im Vergleich zum Rekordjahr 1990.
Neue Pläne
J. Front Retailing, dem Betreiber der Matsuzakaya-Häuser, blieb nichts anderes übrig als einen Schlussstrich zu ziehen. Der Ginza-Ableger muss nun Neuem Platz machen.
In den nächsten vier Jahren entsteht hier ein neuer 13-stöckiger Einkaufskomplex mit sechs Untergeschossen. Ob Matsuzakaya wieder dabei sein wird, ist noch nicht entschieden. Gut möglich also, dass die Traditionsgeschichte weitergeht.
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