Ein Gouverneur gegen TEPCO
Ab Montag gilt in Japans Atomwelt eine neue Zeitrechnung. Dann treten die strengeren Sicherheitsvorschriften der Nuklearen Regulierungsbehörde (NRA) in Kraft. Bereits haben vier AKW-Betreiber angekündigt, unverzüglich Anträge zum Wiederhochfahren von insgesamt 12 Reaktoren zu stellen (Asienspiegel berichtete). Noch stehen 48 der 50 Reaktoren in Japan still.
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Zu den Antragsstellern gehört auch TEPCO, Betreiber des havarierten AKW Fukushima 1. Neben dem AKW Fukushima 2, das kaum je wieder hochgefahren wird (Asienspiegel berichtete), besitzt der Konzern in der Präfektur Niigata sein letztes noch funktionierendes AKW.
Dabei ist Kashiwazaki-Kariwa nicht irgendein AKW, sondern gleich das leistungsstärkste der Welt. Gleich 7 Reaktoren umfasst es. TEPCO möchte möglichst schnell wieder die Reaktoren 6 und 7 von Kashiwazaki-Kariwa in Betrieb nehmen. Denn der Konzern kämpft mit immensen finanziellen Schwierigkeiten.
Die Geldprobleme von TEPCO
Die Kosten für die Rettungsarbeiten im AKW Fukushima 1, die finanziellen Entschädigungen für die Opfer sowie der teure Betrieb von konventionellen Wärmekraftwerken haben TEPCO zwei Jahre in Folge in tiefrote Zahlen gestürzt. 7,78 Milliarden US-Dollar beträgt der Verlust seit 2011. Nur die Verstaatlichung hat das Unternehmen vor dem Kollaps gerettet. Die Banken drohen derweil den Geldhahn zuzudrehen, sollte TEPCO ein weiteres Jahr Verluste schreiben. Mit Kashiwazaki-Kariwa soll alles besser werden, so die Hoffnung des Konzerns.
Dass ausgerechnet der Hauptverantwortliche der Nuklearkatastrophe als einer der ersten wieder den AKW-Betrieb in Japan aufnehmen möchte, stösst vielen in der Präfektur Niigata sauer auf. In den letzten zwei Jahren hat sich in der Bevölkerung aktiven Widerstand gegen den AKW-Koloss gebildet (Asienspiegel berichtete).
Der Widerstand des Gouverneurs
Das Unverständnis reicht bis in die politische Spitze der Präfektur Niigata. Der unabhängige Gouverneur Hirohiko Izumida hat für einen japanischen Politiker ungewöhnlich klar seinen Widerwillen gegen den TEPCO-Antrag zum Ausdruck gebracht.
«TEPCOs Plan, ein Gesuch zum Wiederhochfahren einzureichen ohne dabei seiner Verantwortung nachzukommen, wird in der Bevölkerung auf kein Verständnis stossen. Der Betreiber schuldet der Lokalbevökerung eine Erklärung», zitiert die Mainichi Shimbun den Gouverneur.
Izumida wirf TEPCO vor, die genauen Ursachen der AKW-Katastrophe bis zum heutigen Tag nicht untersucht zu haben. Solange sich diese Haltung nicht ändere, komme für ihn ein Wiederhochfahren von Kashiwaza-Kariwa nicht in Frage.
Gespräch mit den Bürgermeistern
TEPCO-Präsident Naomi Hirose hat zwar angekündigt das Gespräch mit Gouverneur Izumida zu suchen. Dieser hat aber bereits erklärt, dass er nicht über die Wiederinbetriebnahme von Kashiwaza-Kariwa sprechen möchte. Die Bürgermeister der beiden Städte Kashiwaza und Kariwa, in denen das AKW liegt, gaben sich zurückhaltend. Man möchte zuerst die Erklärung von TEPCO anhören. In jedem Fall habe die Sicherheit der Bevölkerung Priorität.
Theoretisch würde TEPCO die Bewilligung durch die Nukleare Regulierungsbehörde für die Wiederinbetriebnahme ausreichen. Doch ohne eine Zustimmung der Lokalbevölkerung wird es für die Politiker kaum möglich sein, einen solchen Schritt gutzuheissen.
Update, 8. Juli 2013
Die Ankündigung von Gouverneur Izumida zeigt Wirkung. TEPCO hat beschlossen, seinen Antrag auf Wiederhochfahren von 2 Reaktoren im AKW Kashiwaza-Kariwa bis auf Weiteres zu verschieben.
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