Eine Kennedy zieht nach Japan
Caroline Kennedy, die Tochter des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, ist kurz davor zur nächsten US-Botschafterin in Japan ernannt zu werden, wie die Washington Post berichtet.
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Die Regierung in Washington soll Japan formell angefragt haben. Dies ist gewöhnlich der letzte Schritt auf dem Weg zur US-Botschafterin. Es wird erwartet, dass Tokio schon bald grünes Licht geben wird. Die 55-Jährige wäre die erste Frau in diesem Amt.
Damit belohnt US-Präsident Barack Obama eine seiner wichtigsten Wahlhelferinnen. Ihre aktive Unterstützung war essentiell für dessen Weg ins Weisse Haus. Als Diplomatin war Caroline Kennedy noch nie tätig. Bislang arbeitete sie als Anwältin und Buchautorin. Doch ihr Familienname verpflichtet. Bereits Grossvater und Dynastiegründer Joseph P. Kennedy war zwischen 1938 und 1940 US-Botschafter in Grossbritannien.
Die berühmten Vorgänger
Ihre Unerfahrenheit stellt in den USA jedoch kein Problem dar. Sehr oft wird der Botschaftsposten als Belohnung für spezielle Verdienste jemandem zugesprochen. Ihr Vorgänger John Roos, ein ehemaliger Anwalt im Silicon Valley und eifriger Twitter-Nutzer, war ebenfalls ein wichtiger Wahlhelfer in Obamas Kampagne 2008.
Gerade in Japan wird das Amt gerne an bekannte Persönlichkeiten vergeben. Der anerkannte Asienwissenschaftler Edwin O. Reischauer bekleidete Anfang der 1960er-Jahre den Posten. Auch Walter Mondale, Ex-Vizepräsident unter Jimmy Carter, durfte sich in den 1990er-Jahren US-Botschafter in Japan nennen. Sein Nachfolger wurde der ehemalige US-Sprecher des Repräsentantenhauses Thomas S. Foley.
Eine schwierige Aufgabe
Die Kritik wird dennoch nicht ausbleiben. Caroline Kennedy spricht weder Japanisch noch hat sie irgendwelche enge Beziehungen zum Land. Einzig ihre Hochzeitsreise soll 1986 nach Japan geführt haben.
Ihr nächster Aufenthalt wird aber kein Urlaub sein. Die politischen Herausforderungen in Ostasien sind gross. Territorialkonflikte, ein unberechenbarer Jung-Diktator in Nordkorea, die Neuorientierung der US-Armee im Pazifik und schwierige Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen stehen auf dem Programm.
Japan freut sich
Japan wird sich kaum daran stören. Das Land freut sich, dass mit Caroline Kennedy schon bald eine bekannte US-Persönlichkeit in Tokio sitzt. Die Medienaufmerksamkeit ist ihr garantiert. Davon wird auch Japan profitieren, gerade in einer Zeit, in der alles nur noch von China spricht. Kennedy ist in dieser Hinsicht ein Glücksfall für Japan.
«Washington drückt damit die Wichtigkeit Japans aus», erklärt eine japanische Regierungsquelle der Nikkei Shimbun den Entscheid von US-Präsident Barack Obama. Ausserdem ist es Premierminister Shinzo Abe ein Anliegen, mit dem Aufstieg Chinas die Beziehungen zu den USA zu stärken.
In diesem Sinne sieht auch Kabinettssekretär Yoshihide Suga nur die Vorteile einer solchen Wahl. John F. Kennedy sei in Japan eine bekannte Persönlichkeit. Für viele Japaner wecke Caroline Kennedy daher ein besonderes Gefühl der Vertrautheit.
Update, 25. Juli 2013
Präsident Barack Obama hat Caroline Kennedy nun offiziell als neue US-Botschafterin in Japan nominiert. Es wird erwartet, dass der US-Senat grünes Licht geben wird.
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