Randnotiz Fukushima
Am Sonntag bestellt Japan die Hälfte der 242 Sitze im Oberhaus neu. Es wird erwartet, dass die Regierungspartei LDP einen klaren Sieg davon tragen wird. Gemäss aktueller Prognose könnte die Partei von Premierminister Shinzo Abe auf rund 129 Sitze kommen. Damit hätte sie in beiden Häusern die Mehrheit.
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Bei dieser Wahl dreht sich alles um Abes Wirtschaftspolitik der letzten sieben Monate. Abenomics scheint bei den japanischen Wählern anzukommen. So gut, dass die Atompolitik nur zwei Jahre nach Fukushima offenbar in den Hintergrund getreten ist.
Dabei fällt das Urteil der Bevölkerung über den Umgang der Politik mit der AKW-Katastrophe verheerend aus. Dies zeigt eine von der Asahi Shimbun präsentierte Umfrage der Tokyo Woman’s Christian University, die 1200 Menschen im Alter zwischen 15 und 79 Jahren im ganzen Land dazu befragt hat.
Grosse AKW-Skepsis
Demnach meinen 94 Prozent der Befragten, dass die Probleme im AKW Fukushima noch lange nicht gelöst seien. Noch immer würde Radioaktivität aus den zerstörten Reaktoren austreten, begründet die Mehrheit diesen Standpunkt.
Ausserdem meinen 33 Prozent, dass bezüglich der Informationspolitik zu Fukushima die Zentralregierung, ihre Ministerien und Behörden nicht vertrauenswürdig sind. Nur 2 Prozent behaupten dies von den lokalen Regierungen, deren Skepsis dafür gesorgt hat, dass noch immer 48 von 50 Reaktoren ausser Betrieb sind.
Zweites Fukushima möglich
Für die Zukunft sehen die Befragte ebenfalls schwarz. 57 Prozent glauben, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis ein ähnlicher AKW-Unfall in Japan wahrscheinlich wieder geschehen werde. 23 Prozent gehen fest davon aus, dass es zu einem zweiten Fukushima kommen wird, falls die derzeit abgeschalteten Reaktoren im Land wieder hochgefahren würden. Begründet wird dies wegen der ständigen Gefahr von Naturkatastrophen in Japan.
Entsprechend sind noch immer 54 Prozent der Meinung, dass Japan schrittweise auf die Atomenergie verzichten sollte, während 23 Prozent einen sofortigen Ausstieg fordern. Derweil hat eine Umfrage der Nachrichtenagentur Kyodo ergeben, dass rund 50,6 Prozent gegen ein Wiederhochfahren der Reaktoren ist, auch wenn deren Sicherheit für ausreichend befunden werden sollte. Gleichzeitig befürworten 40 Prozent eine Wiederinbetriebnahme.
Das fehlende Vertrauen
Das grösste Problem ist das fehlende Vertrauen der Bevölkerung in die nationale Politik. Keiner der grossen Parteien wird eine nachhaltige Lösung im Umgang mit der Atomenergie zugetraut. Es verwundert daher nicht, dass Fukushima bei diesen Oberhauswahlen kaum eine Rolle spielt, trotz der anhaltenden Sorgen in der Bevölkerung.
Es lebe die Wirtschaft! Mit diesem Credo ist die Strategie von Shinzo Abe und seiner LDP in jeder Beziehung aufgegangen. Eine wirksame Anti-AKW-Politik wird auch in Zukunft nur von der Lokalebene kommen (Asienspiegel berichtete).
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