Kundenfang im Sündenpflaster
Shinjuku ist überbevölkert, grell und laut. Der wohl geschäftigste Bezirk der japanischen Hauptstadt Tokio schläft nie. Das Viertel Kabukicho, gleich neben dem grossen Bahnhof Shinjuku gelegen, ist das Sündenpflaster schlechthin. Der Name hat seinen Ursprung in der ersten Jahren der Nachkriegszeit, als man hier den Bau eines Kabuki-Theaters plante.
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Das Projekt kam aus finanziellen Erwägungen nie zustande, die Bezeichnung Kabukicho hielt sich derweil hartnäckig. Hier reihen sich Host- und Hostessen-Clubs, Massage-Läden, Karaoke-Bars, Pubs, Konzerthallen, Nachtklubs sowie mondän-kitschige Love-Hotels aneinander. Mit dabei auch die Yakuza, die japanische Mafia, die viele Etablissements fest im Griff hält.
In kaum einem anderen Viertel gehen die Mitarbeiter der verschiedenen Clubs und Läden auf Kundenfang. Als Passant wird man hier regelmässig angesprochen. Die Werbemethoden sind inzwischen derart forsch, dass alleine in diesem Jahr gemäss der Chugoku Shimbun 268 Fälle von Belästigungen der Polizei gemeldet wurden. Das ist eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr. Es wird angenommen, dass die Dunkelziffer weit höher liegt.
Werbeverbot für Kundenfänger
Der Bezirk Shinjuku will diesem Treiben der Kundenfänger nun ein Ende setzen. Diese Art von Werbung auf den Strassen von Shinjuku wird ab dem 1. September komplett verboten sein. Die Verordnung gilt nicht nur für Hostessen-Clubs, sondern auch für Karaoke-Bars und Restaurants. Zuvor hatte die Stadt Tokio bereits den Kundenfängern untersagt, an den Kleidern der Passanten zu zupfen. Doch offenbar nützte dies in Kabukicho nur wenig.
Vorläufig ist das neue Verbot eher eine Aufforderung denn ein Gesetzesparagraph. Bei Missachtung des Werbeverbots muss niemand mit einer Strafe rechnen. Man belässt es zunächst bei einer Zurechtweisung. Sollte diese Methode jedoch keinen Erfolg haben, würde man strafrechtliche Massnahmen in Erwägung ziehen.
Vorbild Toshima
Der Tokioter Bezirk Toshima ist der Vorreiter bei der Bekämpfung aggressiver Kundenfänger. Bereits im April letzten Jahres wurde hier dasselbe Verbot wie in Shinjuku erlassen. Dort hat die Verordnung jedenfalls ohne Strafandrohung Wirkung gezeigt.
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