Miya­za­ki tritt ab

Anime-Meister Hayao Miyazaki.
Ani­me-Meis­ter Hayao Miya­za­ki. Foto: flickr/​deten­ga­se

«In einer Zeit, in der die Welt sich ver­än­dert und knar­ren­de Töne von sich gibt, wäre es unver­nünf­tig gewe­sen, wei­ter­hin Fan­ta­sie­wer­ke zu pro­du­zie­ren, wie wir es bis anhin getan haben», erklär­te Hayao Miya­za­ki kurz nach der Pre­mie­re die Beweg­grün­de für sei­nen neus­ten Anime.

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Kaze Tachinu (The Wind Rises) zeich­net die Geschich­te von Jiro Hori­ko­shi, der im Zwei­ten Welt­krieg Japans wich­tigs­te Luft­waf­fe, den Mitsu­bi­shi-A6M-Zero-Kampf­jet ent­wi­ckel­te, nach. Es ist das ers­te Mal über­haupt, dass Miya­za­ki das Leben einer wah­ren Per­son erzählt. Der Film hat in Japan nach den ers­ten sechs Wochen im Kino bereits über 80 Mil­lio­nen Dol­lar eingespielt.

Der Rück­tritt

Mit die­sem rea­lis­ti­schen Werk been­det der Meis­ter der Fan­ta­sie nun sei­ne Kar­rie­re. «Miya­za­ki hat ent­schie­den, dass Kaze Tachinu sein letz­ter Film ist. Er tritt zurück», erklär­te Koji Hoshi­no, Prä­si­dent von Miya­za­kis Pro­duk­ti­ons­haus Stu­dio Ghi­b­li, laut der Asahi Shim­bun an einer Pres­se­kon­fe­renz wäh­rend der Film­fest­spie­le von Vene­dig, wo der Kaze Tachinu zum ers­ten Mal in Euro­pa gezeigt wurde.

Über sei­ne Beweg­grün­de wer­de Miya­za­ki noch die­se Woche in Tokio infor­mie­ren, hiess es wei­ter. «Er möch­te dann allen auf Wie­der­se­hen sagen», so Hoshi­no. Der 72-Jäh­ri­ge zog es die­ses Mal vor, nicht nach Vene­dig zu reisen.

Eine ein­ma­li­ge Karriere

Damit neigt sich eine ein­ma­li­ge Kar­rie­re ihrem Ende zu. Der 72-jäh­ri­ge Hayao Miya­za­ki grün­de­te 1985 gemein­sam mit Isao Taka­ha­ta Stu­dio Ghi­b­li. Finan­ziert hat­te er sich die­sen Traum mit dem Erfolg sei­nes Man­ga und Ani­me Kaze no Tani no Naus­hi­ka (dt. Nau­si­caä aus dem Tal der Win­de). Zuvor hat­te er für ver­schie­de­ne Pro­duk­ti­ons­stu­di­os wie Toei gear­bei­tet und 1979 mit The Cast­le of Caglio­s­tro sei­nen ers­ten abend­fül­len­den Ani­me-Film produziert.

Das Stu­dio Ghi­b­li wur­de fort­an zum Pro­duk­ti­ons­haus für eine gan­ze Rei­he von stil­prä­gen­den und äus­serst erfolg­rei­chen Ani­me. Gleich­zei­tig för­der­te Miya­za­ki mit sei­nem eige­nen Unter­neh­men ange­hen­de Künst­ler. Mit Prin­zes­sin Monono­ke (1997) und Chi­hi­ros Rei­se ins Zau­ber­land (2001) gelang Miya­za­ki schliess­lich der welt­wei­te Durchbruch.

Chi­hi­ros Rei­se ins Zau­ber­land gewann neben dem Oscar auch den Gol­de­nen Bären der Ber­li­na­le. Heu­te gilt das Werk als einer der erfolg­reichs­ten Zei­chen­trick­fil­me über­haupt. Mit Kaze Tachinu hat Miya­za­ki sei­nen ins­ge­samt elf­ten abend­fül­len­den Ani­me-Spiel­film realisiert.

Ein Ani­me, der polarisiert

In Vene­dig erhielt der Film bei sei­ner Pre­mie­re ste­hen­de Ova­tio­nen. Doch nicht über­all stösst die Geschich­te auf Begeis­te­rung. Miya­za­kis rea­lis­tischs­tes Werk pola­ri­siert. Kurz nach der Pre­mie­re in Japan spra­chen süd­ko­rea­ni­sche Medi­en von einer Ver­harm­lo­sung einer Per­son, die eine zer­stö­re­ri­sche Waf­fe des Zwei­ten Welt­kriegs schuf. Gleich­zei­tig kri­ti­sier­ten japa­ni­sche Kon­ser­va­ti­ve den Film für sei­ne Antikriegs-Haltung.

Für Miya­za­ki ist es viel­mehr ein Film über das Leben einer Per­son in einer auf­wüh­len­den Zeit, die von einem Gros­sen Erd­be­ben, einer Wirt­schafts­kri­se und einem zer­stö­re­ri­schen Krieg geprägt war. «Ich fra­ge mich, ob jemand für alles haft­bar gemacht wer­de kann, nur weil er in die­ser Epo­che gelebt hat», ent­geg­ne­te Miya­za­ki der Kri­tik.

Die poli­ti­sche Seite

Hayao Miya­za­ki ist ein beken­nen­der Kriegs­geg­ner, der kein Blatt vor den Mund nimmt. In einem viel beach­te­ten Kom­men­tar kri­ti­sier­te er vor ein paar Wochen, Pre­mier­mi­nis­ter Shin­zo Abes Vor­ha­ben, Japans Frie­dens­ver­fas­sung ändern zu wol­len (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Sei­ne Kind­heit kurz nach dem Zwei­ten Welt­krieg habe ihn geprägt. Er habe sich für die ent­setz­li­chen Taten der japa­ni­schen Armee in Chi­na geschämt.

Mit Kaze Tachinu schliesst sich damit ein Kreis in Miya­za­kis Leben. Wie der Ani­me-Meis­ter einen Rück­tritt defi­niert, dar­über strei­ten sich bereits die Exper­ten. Bereits nach der Rea­li­sie­rung von Prin­zes­sin Monono­ke tön­te Miya­za­ki 1997 sei­nen Rück­zug an, um den Jün­ge­ren den Vor­tritt zu geben. Nur weni­ge Jah­re spä­ter krön­te er mit Chi­hi­ros Rei­se ins Zau­ber­land sei­ne Karriere.

Die Wort­wahl von Ghi­b­li-Prä­si­dent Hoshi­no in Vene­dig lässt zudem die Inter­pre­ta­ti­on zu, dass Miya­za­ki wei­ter­hin an kür­ze­ren Pro­jek­ten arbei­ten wird. Ganz von der Bild­flä­che ver­schwin­den wird Miya­za­ki jeden­falls nicht. Dafür ist sein Ein­fluss zu gross.

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