Der kollektive Rausch
In Japan gehört der Alkoholkonsum zum guten Ton. Speziell das Feierabendbier mit Kollegen und Vorgesetzten ist hier schon fast ein Ritual. Im beschwipsten Zustand fällt den Japanern die Konversation bedeutend leichter. Es ist das Schmiermittel für den Aufbau guter Beziehungen.
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Das hat Folgen für die Gesellschaft. Das Gesundheitsministerium geht von über 800’000 Alkoholabhängigen im Land aus. Die Dunkelziffer wird noch weit höher geschätzt. Die Kosten, die durch das Trinken entstehen, gehen in die Milliardenhöhe. Hinzu kommt, dass viele Japaner Spirituosen gar nicht vertragen. Rund 36 Prozent der Bevölkerung leidet unter einer Alkoholintoleranz (Asienspiegel berichtete).
Ein Gesetz gegen den Alkoholmissbrauch
Bisher hat sich der Staat wenig um die Auswirkungen des Alkoholismus gekümmert. Eine überparteiliche Gruppe rund um LDP-Politiker Gen Nakatani will dieses Abseitsstehen des Staates laut der Yomiuri Shimbun nun ändern – mit dem «Gesetz gegen den gesundheitsschädlichen Alkoholkonsum».
Noch handelt es sich um eine Vorlage, die vom Parlament abgesegnet werden muss. Eine Umsetzung würde bedeuten, dass der Staat aktiv Massnahmen ergreifen müsste, um die Zahl der Alkoholiker zu senken. Ausserdem könnten Alkoholproduzenten angehalten werden, auf die Risiken ihrer Produkte öffentlich aufmerksam zu machen, so wie es beim Rauchen heute üblich ist. Es wäre ein erster Schritt zur staatlichen Anerkennung des Alkoholproblems.
Südkorea noch vor Japan
Japan ist übrigens nicht das einzige Land, dass in Ostasien mit dem Alkoholmissbrauch zu kämpfen hat. Im internationalen Vergleich nimmt Südkorea gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO einen Spitzenrang ein. Mit einem jährlichen Alkoholkonsum von durchschnittlich 14,8 Liter liegt der Südkoreaner weit vor dem Japaner mit 8 Litern oder dem Chinesen mit 5,9 Liter (Asienspiegel berichtete).
Dabei mögen es die Südkoreaner stark. Bei rund 81 Prozent des jährlich konsumierten Alkohols handelt es sich um Spirituosen wie Soju. Bier nimmt im Gegensatz zu Japan einen bescheidenen Anteil von 18 Prozent ein.
Der billige Alkohol
Diese Sucht nach Hochprozentigem begann in den 1960er-Jahren, als eine Billigversion des Soju auf den Markt, bei dem ganz einfach Ethanol mit Wasser und Aromastoffen vermischt werden. Weil dadurch der Preis des hochprozentigen Getränkes massiv reduziert werden konnte, gewann dieser koreanische Wodka sprunghaft an Beliebtheit.
Wie in Japan hat auch der südkoreanische Staat das Problem erkannt. Die Regierung in Seoul bemüht sich nun darum, zumindest die Jugendlichen vom masslosen Besäufnissen abzubringen. In Zusammenarbeit den Universitäten und Elternvereinen hat sie sich zum Ziel gesetzt, mit Präventivkampagnen alle Hochschulen und studentischen Wohnheime zu alkoholfreien Zonen zu machen.
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