Geflüchtet und verfilmt
Tatsuya Ichihashi tötete 2007 die britische Sprachlehrerin Lindsay Hawker in seiner Wohnung in der Präfektur Chiba. Den Leichnam versteckte er in einer mit Sand gefüllten Badewanne auf dem Balkon. Daraufhin tauchte Ichihashi unter.
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Seine Flucht führte ihn während 2 Jahren und 7 Monaten durch 20 Präfekturen bis nach Okinawa. Um nicht erkannt zu werden, liess er sein Gesicht umoperieren. Am Ende suchte ganz Japan nach dem Mann. Im Fährhafen von Osaka tappte er im November 2009 schliesslich in die Falle (Asienspiegel berichtete).
Heute sitzt der Geständige eine lebenslange Haftstrafe ab(Asienspiegel berichtete). Von der Bildfläche ist er jedoch nicht verschwunden. Bereits während den Gerichtsverhandlungen schrieb Ichihashi ein Buch über seine Gefühlswelt während seiner Flucht (Asienspiegel berichtete).
Als ein Akt der Reue beschrieb er dies. Die Eltern von Lindsay Hawker zeigten sich empört darüber, dass ein Mörder ein Buch während der Gerichtsverhandlungen schreiben und publizieren dürfe. Die Geschichte endet jedoch nicht hier.
Der Film
Nun ist in diesen Tagen in Japan ein auf dem Buch basierender Film über Ichihashis Flucht in den Kinos angelaufen. Schauspieler Dean Fujioka spielte dabei nicht nur die Hauptrolle. Er führte auch gleich noch Regie und schrieb den Titelsong. I am Ichihashi – taiho sareru made (Ich bin Ichihashi – bis zu meiner Flucht) heisst der Film.
Der Regisseur und das zuständige Produktionsstudie Sedic International, das bereits den Oscar prämierten Film Okuribito realisiert hat, müssen sich dabei einige kritische Fragen gefallen lassen.
Genau wie im Buch handelt der Film von der Flucht. Der Trailer verspricht eine fesselnde Geschichte. Doch darf man aus einem Mörder einen filmischen Helden machen?
Keine Heldengeschichte
Gegenüber eiga.com widerspricht Dean Fujioka dieser Kritik: «Der Film heisst die Mordtat auf keinen Fall gut. Wir machen auch keinen Helden aus Ichihashi.» Es werde nicht nichts beschönigt, betont er weiter.
Der Film zeige viel mehr auf, dass man nicht ein Leben lang vor der Realität weglaufen könne, stellt Fujioak «I am Ichihashi» in einen grösseren gesellschaftlichen Kontext. Er hoffe, dass der Film ein Beitrag dazu leiste, dass sich eine solche Tat nie wiederhole.
Wohin gehen die Einnahmen?
Laut Japan Times haben die Filmemacher die Familie Hawker nicht kontaktiert. Man habe aber ganz genau darauf geachtet, in keiner Weise die Würde des Opfers zu verletzen. So werde die Mordtat nicht gezeigt, nur angedeutet.
Auch der im Gefängnis sitzende Ichihashi hat sich offenbar geweigert, sich mit Fujioka zu treffen. Pikant ist jedoch, dass Ichihashi als Buchautor einen Anteil an den Einnahmen des Films hat. Wohin das Geld jedoch fliesst, darüber äussern sich Ichihashis Anwälte nicht. Ursprünglich wollte der Verurteilte alle Einnahmen des Buches an die Familie Hawker überweisen lassen. Diese hat jedoch abgelehnt.
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