«Obdach­lo­se unerwünscht»

McDonalds in Japan.
McDo­nalds in Japan. Foto: flickr/​lpet­ti­na­ti
Der Hinweis auf Twitter.
Der Hin­weis auf Twitter.

«Unse­re Mit­ar­bei­ter haben das Recht, Per­so­nen den Zutritt zu unse­rem Laden zu ver­wei­gern. Dazu gehö­ren Per­so­nen mit man­geln­der Hygie­ne, Obdach­lo­se, etc. Beläs­ti­gen­de Per­so­nen wer­den eben­falls aus dem Laden ver­wie­sen. Zur Sicher­stel­lung einer hygie­ni­schen Umge­bung fürs Essen bit­ten wir um Ihr Ver­ständ­nis und Ihre Kooperation.»

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So stand es über ein Jahr lang auf einem A4-Papier in schwar­zer und roter Schrift an der Kas­se eines McDo­nalds beim Keio-Hachio­ji-Bahn­hof in Tokio. Nie­man­dem fiel die Wort­wahl auf, bis ein Foto der Notiz sich wie ein Lauf­feu­er über Twit­ter ver­brei­te­te. Seit­her wird online hef­tig dar­über debat­tiert, ob ein Zutritts­ver­bot für Obdach­lo­se nicht dis­kri­mi­nie­rend sei.

In Japan sind die 24 Stun­den geöff­ne­ten Fast­food-Ket­ten tat­säch­lich Orte, die ger­ne von Obdach­lo­sen fre­quen­tiert wer­den. So gibt es auch den Begriff Mak­ku-Nan­min (Mac-Flücht­ling).

Es ist eine Anspie­lung auf das Wort Net­to-Café-Nan­min. Damit sind die Men­schen gemeint, die ohne fes­te Blei­be jeweils im Inter­net-Café über­nach­ten. Es sind aber lan­ge nicht nur Obdach­lo­se, die den McDo­nalds als kurz­zei­ti­ge Ruhe­stät­te benut­zen. Auch ange­trun­ke­ne Stu­den­ten und Sala­ry­men schla­fen hier ger­ne mal am Tisch ein.

Die Begrün­dung

«Wir hat­ten zeit­wei­se sehr viel Obdach­lo­se bei uns im Laden. Aus die­sem Grund haben wir den Hin­weis ange­bracht», erklärt ein Ange­stell­ter des betrof­fe­nen McDo­nalds-Able­gers dem Jour­na­lis­ten Ryus­a­ku Tan­a­ka, der der Sache in sei­nem Blog auf den Grund gegan­gen ist.

Auf die Fra­ge, ob man die­se Per­so­nen ein­fach aus dem Laden wer­fen wür­de, mein­te der­sel­be Ange­stell­te: «Ja, wenn die­se Per­son ande­re Kun­den beläs­ti­gen soll­te.» Zuvor sei­en auch Kla­gen ein­ge­gan­gen, die sich über star­ke Kör­per­ge­rü­che von ein­zel­nen Kun­den beklag­ten, erklärt ein wei­te­rer Mit­ar­bei­ter der Asahi Shim­bun den Grund für das Hausverbot.

Hin­weis ersetzt

Nach ein paar Tagen wur­de die Debat­te McDo­nalds zu bunt, das besag­te A4-Blatt ent­fernt. «Der Hin­weis wur­de ange­bracht, damit unse­re Kun­den sich wohl füh­len kön­nen bei uns. Unse­re Wort­wahl war jedoch unan­ge­bracht», erklär­te sich McDonalds.

Das bedeu­tet aber nicht, dass nun allen den Zutritt gewährt wird. Bereits hängt im Able­ger von Keio-Hachio­ji ein neu­er Hin­weis. Man wer­de Kun­den, die sich unan­stän­dig ver­hal­ten (lär­men, schla­fen, schlech­te Hygie­ne, etc), den Zutritt ver­wei­gern, heisst es nun ganz neutral.

Die zwan­zig­jäh­ri­ge wirt­schaft­li­che Sta­gna­ti­on hat auch in Japan Men­schen obdach­los gemacht. Vie­le von ihnen leben in selbst gebau­ten Zelt­städ­ten in Parks oder am Fluss.

Die gute Nach­richt ist, dass die Zahl der Men­schen ohne zuhau­se seit ein paar Jah­ren rück­läu­fig ist (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Zur­zeit sind laut Sta­tis­tik des Arbeits­mi­nis­te­ri­ums 8265 Men­schen obdach­los. Men­schen, die regel­mäs­sig in den 24 Stun­den geöff­ne­ten Inter­net­ca­fés über­nach­ten, wer­den in die­ser Sta­tis­tik jedoch nicht erfasst.

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